Mülheim. .
Heiß, Wochenende, Ferienzeit. Hunderte quetschen sich täglich in die Schwimmbäder, um ein bisschen Erfrischung zu bekommen. Einige Wasserratten wollen dem Massenansturm ein Schnippchen schlagen und suchen Abkühlung in der Ruhr.
Hochsaison für die ehrenamtlichen Retter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, DLRG. Der letzte richtig große Einsatz der Mülheimer Wasserretter liegt bereits drei Jahre zurück. Ein Sportboot fing auf der Ruhr Feuer. Der männliche Passagier rettete sich schwimmend selbst ans Ufer, die Frau wurde von DLRG-Helfern geborgen und kam mit dem Schrecken davon. Dieses Jahr hat es noch keinen solch großen Rettungseinsatz gegeben. Zehn bis zwölf Hilfseinsätze hat die DLRG in Mülheim pro Jahr, bei den meisten besteht aber keine akute Lebensgefahr.
760 DLRG-Mitglieder in Mülheim verzeichnet
Die Statistik spricht aber für die DLRG, die mit über einer halben Million Mitgliedern die größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt ist. 760 Mitglieder sind in Mülheim verzeichnet, aktiv sind etwa 10%. 2012 sind 383 Menschen deutschlandweit ertrunken, damit wurde sogar die Topmarke vom Vorjahr unterboten, ein Jahrhundertrekord. „Das ist zwar ein sehr guter Wert“, sagt der Mülheimer Einsatzleiter René Töller. „Dennoch darf man nicht vergessen: Hinter unseren Zahlen stecken Menschen. Da ist jeder Tote zu viel.“ Auffallend an der Statistik ist auch: Drei Viertel der Todesopfer sind männlich.
„Bei dem warmen Wetter gehen viele gern mal in die Ruhr“, weiß der Einsatzleiter. Viele Einsätze ergeben sich nicht daraus, da man in der Ruhr „normal schwimmen“ könne. Dennoch: „In der Ruhr ist das Baden verboten“, so René Töller. Taucher der Feuerwehr holten am Wochenende wieder einiges an Schrott gleich vor der DLRG-Station aus dem Wasser. Töller verweist auf die Verletzungsgefahr, die von rostigen Motorradrahmen, Schildern oder Scherben ausgeht, die im Wasser entsorgt werden, und die Ruhr-Schwimmer nicht sehen.
DLRGler sind stolz auf ihre Jugendarbeit
Als primäres Ziel gibt Wolfgang Neuhs, Öffentlichkeitsarbeiter bei der DLRG aus: „Die Menschen müssen Schwimmen lernen“. Dazu werden zahlreiche Kurse zum Anfängerschwimmen angeboten, auch für große Nichtschwimmer. „Leider genieren sich viele Erwachsene.“ Bei Kindern und Jugendlichen sehe man einen großen Bedarfszuwachs. Daher sind die DLRGler besonders stolz auf ihre Jugendarbeit. Bereits ab zwölf kann man der DLRG beitreten. „Obwohl wir alle Ehrenamtliche sind, bieten wir eine sehr hohe Ausbildungsqualität und ein großes Maß an Professionalität“, so Neuhs.
Die Freiwilligen kommen ins Jugend-Einsatz-Team. Dort bekommen sie einen Einblick in die Tätigkeiten der Wasserhelfer und dürfen auch auf Patrouillen mitfahren. Kontakt: www.muelheim.dlrg.de
Bei Veranstaltungen auf der Ruhr sorgt die DLRG für Sicherheit
Große Veranstaltungen wie „Voll die Ruhr“ oder das „Drachenboot-Festival“ sind die stressigsten Einsätze für die DLRG-Männer und -Frauen. „In einem Drachenboot sitzen 22 Menschen, stellen sie sich mal vor, das kippt um und alle sind gleichzeitig im Wasser“, gibt Einsatzleiter René Töller zu bedenken. Ohne die ehrenamtlichen DLRG-Retter würden viele solcher Veranstaltungen nicht stattfinden können, da die Initiatoren keine Genehmigung von der Stadt bekommen würden. „Seit dem Loveparade-Unglück in Duisburg sind die Sicherheitsanforderungen so hoch wie nie zuvor“, erklärt Töller. Bezahlt werden die Freiwilligen übrigens nicht, nur die Unkosten für das Material werden den Veranstaltern in Rechnung gestellt. So bleibt die DLRG auch technisch auf dem höchsten Qualitätsstand.
Spannende Einsätze sind die Begleitung von Dreharbeiten für Film und Fernsehen. Bei Szenen, die auf dem Wasser gedreht werden sind die DLRGler verantwortlich für die Sicherheit des Filmteams. So begleitete man erst vor kurzen Filmaufnahmen des WDR auf der Ruhr. „Wir arbeiten eng mit den Rettungsdiensten zusammen, das funktioniert hier in Mülheim vorbildlich,“ betont René Töller.
'Voll die Ruhr' in Mülheim