Mülheim. Flicken reiht sich an Flicken. Die Stolper Straße in Mülheim ist wahrlich kein schöner Anblick. Damit nicht genug: Sie steht sinnbildlich für die Gesamtlage im Mülheimer Straßenbild. Mehr als ein Viertel aller Straßenzüge der Ruhrgebietsstadt sind dringend sanierungsbedürftig. Doch es droht noch schlimmer zu werden.
Es ist einfacher, abends zum Einschlafen Schäfchen zu zählen als auf der Stolper Straße in Mellinghofen die Flicken auf dem Asphalt. Der Zustand der Mülheimer Straßen wird immer schlechter. Galten vor zehn Jahren noch 17 Prozent der Mülheimer Straßen als dringend sanierungsbedürftig, so sind es jetzt schon 26 Prozent. Experten schätzen, dass im Jahr 2017 bereits 34 Prozent aller Straßen in diese Kategorie fallen, somit hätte sich die Menge der zu erneuernden Straßen innerhalb von anderthalb Jahrzehnten verdoppelt und jede dritte Straße würde den Anforderungen nicht mehr standhalten können.
Andreas Pape, Abteilungsleiter beim Tiefbauamt, erklärt: „Für eine Komplettsanierung aller kaputten Straßen wären 30 Millionen Euro notwendig, doch uns stehen jährlich nur etwa sechs Millionen zur Verfügung.“ Alle Straßen, die als sanierungsbedürftig bekannt sind, stehen auf einer Vormerkliste, die 139 Straßen umfasst. Die Stadt ist bemüht, die Straßen mit den größten Schäden in das nächste Bauprogramm aufzunehmen.
Zwei Quadratkilometer noch intakt
Den Sprung für 2014 schaffen könnte die Stolper Straße, eine kleine Straße in einem Wohngebiet unweit der Mellinghofer Straße. Dort lässt sich schnell feststellen, dass der Name Programm ist: Die Stolper Straße ist übersät mit unzähligen Rissen und provisorisch geflickten Schlaglöchern.
Schlagloch-Sammlung
Die Anwohner "Esser/Kozlowski" beteiligen sich mit Fotos aus Duisburg-Hüttenheim: "Ein besonders schönes Beispiel ist die Schulz-Knaudt-Straße auf Höhe Dürerstraße. Bereits am 1. März 2007 wurde darüber in der WAZ berichtet, sogar mit Fotos. Überschrift 'Holperstrecke in Hüttenheim'. Damals wurde von der Tiefbau-Abteilung der Stadtverwaltung berichtet, dass die Straße im Zuge der Kanalbauarbeiten saniert werden würde. Anbei senden wir Ihnen ein paar Bilder, die das Gegenteil bestätigen."
Weiter schreiben die Anwohner: "Vielleicht sollte man die Solidaritätsabgaben für die Straßenreparatur verwenden, nachdem die Straßen in den neuen Bundesländern mittlerweile deutlich besser als unsere sind. Wir können nicht verstehen, wofür wir Steuern bezahlen, wenn noch nicht einmal Flickschusterei betrieben wird. Wir finden die Situation weiterhin unzumutbar, da wir die Straße jeden Tag befahren müssen, um zur Hermann-Rinne-Straße zu gelangen. Die Straße am neuen Angerbach lässt auch zu wünschen übrig. Was auch damit zu tun hat, dass trotz LKW-Fahrverbot unglaublich viele LKW die Straßen befahren. Was natürlich auch zu weiteren Schlaglöchern führt. Kontrollen wären hier auch mal angebracht."
Diese Schlaglöcher befinden sich in der Straße Vom Heidberg nach Duisburg-Serm. "Sie sind einfach wunderbar zum Test von Stoßdämpfern , aber eine große Gefahr für Radfahrer, da sie sich genau in seiner Fahrspur befinden", schreibt Werner Mohr.
Er fotografierte auch die Schlaglöcher, die seiner Meinung nach eine Tiefe von acht bis14 Zentimetern haben. Die Größe schätzt er auf 30 bis 70 Quadratzentimeter.
Ein tiefes Schlagloch auf der Maiblumenstraße in Duisburg-Rheinhausen hat Birgit Schepers gemailt. Sie hofft, dass das Schlagloch, das sicherlich eine Unfallgefahr darstellt, sehr schnell geflickt wird. Foto: Birgit Schepers
Hans-Georg Brauers aus Wedau ärgert sich schon lange über die Schlaglöcher auf der Werkstättenstraße in Duisburg-Wedau. Eindrucksvoll dokumentierte er die Größe der Straßenlöcher. Foto: Hans-Georg Brauers
Schon mehrfach hätten sich die Anwohner über den miserablen Zustand beschwert. Bis jetzt habe sich aber niemand darum gekümmert. 80 Zentimeter ist dieses Loch. Foto: Hans-Georg Brauers
Und dieses mehrere Zentimeter tief. Die Straße sei übrigens im Besitz des Eisenbahnvermögensamtes und der Firma Aurelis. "Beides Unternehmen die über 'keine Geld verfügen' und sich deshalb Straßenreparaturen nicht leisten können", sagt unser Leser. Foto: Hans-Georg Brauers
Zweiradfahrer können noch Slalom fahren. Seit dem vergangenen Winter habe sich an dem Straßenzustand nichts geändert. "Nicht ein neuer Teerfleck ist dazu gekommen." Foto: Hans-Georg Brauers
"Der Postbote benötigt bald ein Mountainbike, um uns die Post zu bringen." Foto: Hans-Georg Brauers
Freddy Thiel schickte uns Aufnahmen vom Bereich Lepkesfeld 26-34 in Oberhausen. Foto: Freddy Thiel
Seiner Meinung nach ebenfalls sehr schlecht zu befahren: Der Bereich Bushaltestelle Priestershof von der Nathlandstraße kommend. Foto: Freddy Thiel
Lydia Schneiders berichtet von alten und neuen Straßenwunden in Rumeln - zum Beispiel von fünf bis zehn Zentimeter tiefen und tellergroßen Löchern gegenüber der Gärtnerei Knüfelmann in Rumeln-Kaldenhausen. Foto (nicht des beschriebenen Schlaglochs): Fabian Strauch / WAZ FotoPool
Darüber hinaus meldet Lydia Schneiders aus Rumeln Schlaglöcher mitten auf der Dorfstraße sowie in der Straße Am Mühlenberg Richtung L 473. Foto (nicht des beschriebenen Schlaglochs/mit Modellen der Firma Schleich): Fabian Strauch / WAZ FotoPool
Weiter schreibt uns Lydia Schneiders von Schäden auf der Windmühlenstraße, "in
Höhe des Bahnhof-Parkplatzes. Das Schlimme ist dabei, dass man sie bei Dunkelheit kaum sieht! Die Schäden in Rumeln sind solche, die schon im vergangenen Winter immer wieder neu geflickt wurden."
Foto (nicht des beschriebenen Schlaglochs/mit Modellen der Firma Schleich): Fabian Strauch / WAZ FotoPool
Bernhard Wagner aus Rheinhausen sendete uns zwei Bilder von einem großen Schlagloch auf der Römerstraße (Höhe Hausnummer 259) in Rheinhausen. "Da es mehr als 30 Zentimeter lang und auch bestimmt 20 Zentimeter tief ist (genau messen kann man nicht, dazu ist die Straße zu sehr befahren), halte ich es für gefährlich. Es ragt auch so weit in die Fahrbahn, dass häufige "Treffer" an der Tagesordnung sind. Bei Lastwagen ist die Erschütterung so stark, dass sie sogar im Haus spürbar ist... Foto: Bernhard Wagner
...In der Nähe des Schlagloches liegen mittlerweile mehr als 8 Radkappen. Ob sie alle durch das Loch verursacht wurden,
kann ich nicht sagen, allerdings ist die Häufung seit der ständigen Vergrößerung des Loches sehr auffällig. Als Motorradfahrer möchte ich da nicht hinein geraten. Foto: Bernhard Wagner
Ortstermin. Anwohner Gerd Meier hat in der Angelegenheit einiges zu erzählen: „Einmal im Jahr kommen die Halbfachkräfte der Stadt und kleistern die Löcher so oberflächlich zu, dass die Kehrmaschine einen Tag später alles wieder freilegt.“ Ein kleiner Blick auf den Flickenteppich, der Straße sein soll, bestätigt Meiers Aussage. Sollte die fixe Reparatur-Aktion doch einmal funktioniert haben, dann fällt sie spätestens dem heißen Sommer oder dem kalten Winter zum Opfer – „eine Eulenspiegel-Arbeit“, findet Meier.
Kleines Stück ordentlich saniert
Ein kleines Stück der Straße, etwa zwei Quadratmeter, wurde jedoch augenscheinlich ordentlich saniert. Der Anwohner lobt: „Das hat eine Privatfirma vor fünf oder sechs Jahren gemacht. Es ist das einzige intakte Stück unserer Straße.“
Stadtsprecher Volker Wiebels sagt, das Problem sei bekannt. Im Herbst solle beschlossen werden, ob es im nächsten Jahr zur Sanierung der Stolper Straße komme. Sollte dem so sein, werde die komplette Fahrbahn erneuert. „Die kalkulierten Kosten für eine Fahrbahnerneuerung liegen bei 390.000 Euro, die zu 65 Prozent auf die Eigentümer umgelegt werden.“
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