Mülheim-Selbeck.

Golf - nur eine Sportart für die Generation 40+? Die acht Kinder, die heute im Golfclub Mülheim a.d. Ruhr einen Ball nach dem anderen in Richtung Grün pitchen, sind gerade ‘mal acht oder neun Jahre alt.

Emil (8) hat vor zehn Monaten mit dem Golfen begonnen. 50 Meter weit kann er den Ball beim „Pitchen“ (dem Annäherungsschlag aufs Grün) schon treiben, 120 Meter beim „Driven“, dem Abschlag vom Tee. „Nur mit dem Zielen klappt es noch nicht so gut. Meist spiele ich zu weit nach rechts oder nach links“, verrät er grinsend. Bei Aris (9) funktionieren die „Drives“ auch noch nicht richtig. „Die machen eine extreme Rechtskurve“, sagt er genervt. Wie gut, dass Stefan Horlacher weiterhelfen kann. Der Trainer geht herum, korrigiert hier den Griff am Schläger, dort die Handgelenks-Bewegung beim Schlag.

„Abschlag Schule“ soll Nachwuchsarbeit ankurbeln

„Abschlag Schule“ heißt ein Projekt, das vom Deutschen Golf Verband, der Vereinigung clubfreier Golfspieler und den Vereinen durchgeführt wird und die Nachwuchsarbeit ankurbeln soll. Zweitklässler werden zur Talentsichtung eingeladen. Wer sich besonders geschickt anstellt, wird rausgepickt, darf zwölf Monate lang kostenfrei im Verein trainieren. Der Selbecker Golf Club kooperiert mit der Oembergschule.

„In den USA oder in Schweden spielen viel mehr Kinder Golf, wir hinken da ein wenig hinterher“, sagt Head Pro Christian Hofer. „Golf ist von der Koordination her die zweitschwierigste Sportart, die es gibt. Die Kinder schaffen es aber schnell, den Ball zu treffen. Nur die Schlaglängen stimmen anfangs noch nicht“.

„Den Ball weit zu schlagen, ist schwierig“, stimmt Greta (10) zu, sie ist aber auch stolz darauf, „dass der Ball immer öfter dahin fliegt, wo er hinfliegen soll.“ Sobald die Golf-Kinder den „Silbertest“ bestanden haben, dürfen sie alleine mit Freunden auf dem Rasen üben. „Wir bekommen jetzt auch einen Kurzplatz mit neun Löchern und 80 bis 140 Meter langen Bahnen. Ideal für Kinder. Die kommen schon mit zwei bis drei Schlägen aufs Grün“, berichtet Klaudia Müller, die Jugendwartin im Verein.

Golf lehrt Zeitmanagement

Warum Golf auch für Leute U 10 gut ist? „Sie sind draußen, laufen viel, müssen sich konzentrieren. Golf fördert auch das Fair Play und lehrt Zeitmanagement“, so Müller. Nur ein Drittel der jungen Talente breche ab. Im ersten Herren- beziehungsweise ersten Damen-Team spielen zurzeit mehrere Jugendliche, die einst Schulgolf-Kinder waren.

Nico (9) steht noch am Anfang, hat aber schon ein 9-Loch-Jugend-Turnier absolviert. Zwei Stunden lang pilgerte er über den Platz - und wurde unterwegs richtig nass. Egal! „Mein Ehrgeiz hat mich gefordert“, erzählt er.

Während alle Trainingskids Bälle einsammeln, setzt auch heute Regen ein. Trainer Horlacher hat aber einen „Notfallplan“. In der Abschlag-Hütte spielen die Kinder nun „Fließband-Einlochen“ - und zwar Mädchen gegen Jungs.