Mülheim. Auch in Mülheim erobert sich Wildtiere die Stadt als Lebensraum. Wolfgang Biella aus Mülheim-Winkhausen hat jetzt in seinem Garten einen bis dato ungewohnten Besucher entdeckt: einen Fuchs. Nun hat er Angst um seinen Kater und eine Igel-Familie, die er durch den Winter fütterte.
Es gibt ein altes Sprichwort, das hat im Jahre 2013 endgültig ausgedient: „Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen“, hieß es einst, wenn man von einer gottverlassenen Gegend sprach. Heutzutage taucht Reineke Fuchs überall auf; er traut sich selbst in belebte Innenstädte. Garant für Einsamkeit also ist der pelzige Gesell längst nicht mehr – und doch sind die Städter überrascht, wenn sie das nachtaktive Tier tatsächlich einmal zu Gesicht bekommen. So erging es auch Wolfgang Biella aus Winkhausen, für dessen Geschichte ein altbekanntes Kinderlied umgedichtet werden könnte: „Fuchs, du hast die Igel bestohlen. . .“
Kater und Igel teilten sich das Futter
„Eigentlich begann alles schon im letzten Herbst“, schrieb der 69-Jährige der Redaktion. „Es ging auf den Winter zu und über meine Terrasse liefen zwei Igelchen. . .“ Weil er wusste, dass die possierlichen Tierchen ein ordentliches Polster für ihren langen Winterschlaf brauchen und er sie recht mager fand – „sie brachten gerade 195 Gramm auf die Waage“ –, setzte er alles dran, sie aufzupäppeln. Ab 600 Gramm nämlich haben die stacheligen Tiere eine gute Chance, den Winter zu überleben, hatte er von einer Tierschützerin erfahren.
Von nun an also musste Biellas Kater Paulchen sein Futter mit zwei Meckis teilen. Das fiel ihm nicht schwer, „denn er schleckt sowieso nur die Sauce vom Nassfutter und lässt die Fleischbrocken liegen“, so sein Besitzer. Die von Paulchen verschmähten Happen landeten auf dem Igel-Tellerchen auf der Terrasse. So konnten sich die beiden eine kleine Wampe anfuttern und nach vier Wochen kletterte die Waage auf immerhin 580 Gramm. „Am Tag nach dieser Wiege-Aktion waren sie dann verschwunden“, berichtet Biella, „es gab den ersten Frost und sie hatten sich wohl in den Winterschlaf begeben.“
Ein neuer Besucher
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen ging dieser Schlaf nun zu Ende, und auf Biellas Terrasse tauchte vor einer Woche wieder ein Igel auf. Der 69-Jährige vermutet, dass es eines der Tierchen ist, das er im Herbst mit Katzenfutter beglückt hatte. Weil dieser Igel nun erneut abgemagert aussah, machte Biella ihm wieder einen Teller fertig, „wahrscheinlich das erste Fressen in diesem Jahr“. Und auch am nächsten Tag stellte der Tierfreund wieder Futter raus, direkt vor seiner Terrassentür, damit er den Fressplatz im Blick hatte. „Und dann wartete ich auf meinen kleinen Freund.“
Es dauerte auch nicht lange, bis sich etwas tat. Allerdings erschien „ein neuer Besucher“ am Tellerchen. „Groß war er und ein rotbraunes Fell hatte er.“ Eine Katze war es nicht, auch kein Hund. Was aber schlug sich dann im Halbdunkel den Bauch voll? Als sich der neue Gast abwendete, fand Biella des Rätsels Lösung: „Er zeigte seinen buscheligen Schwanz und klar war: Es ist ein Fuchs.“ Eine große Überraschung sei das gewesen, zumal das Tier ihm seelenruhig in die Augen geschaut, keinerlei Angst gezeigt habe.
Eine nette Begegnung, und doch entschied sich Biella, den Fuchs nicht weiter zu füttern. Hauptgrund ist die Sorge um Kater Paulchen, der die Nächte im Garten verbringt. „Ich will nicht, dass die zwei sich in die Wolle kriegen.“