Der Winter kann schneller kommen, als man denkt. Das wissen nicht nur Gartenbesitzer, auch die Mülheimer Aktiven vom Naturschutzbund Ruhr (Nabu) umsorgen ihre Flächen noch einmal vor der kalten Jahreszeit.

Etwa die Streuobstwiese am Mulhofs Kamp und das Naturschutzgebiet „Kocks Loch“.

Eisig weht der Wind nahe der Ruhr, die letzten Sonnenstrahlen im Herbst wärmen Reinhard Plath und seine Mitstreiter Beate Kleinken und Karl Regel kaum. Für den Vorsitzenden des Nabu Ruhr ist die Aktion Routine. Die Obstbäume auf der Wiese werden beschnitten, ebenso die Hecken. „Die Wassertriebe müssen entfernt werden, sonst kommen keine Früchte nach“, weiß der 55-Jährige. Gartenschere oder Säge kommen zum Einsatz – aber nur zum Wohl der Bäume.

Nistkästen für Höhlenbrüter hängt das Trio auf. Früchte tragen die Bäume nicht mehr, vereinzelt liegen noch welche auf der nassen Erde. Ein Spaziergänger fragt bangend, ob er die letzten Äpfel mitnehmen könne. Das Trio bejaht. „Die haben ja noch gar nicht angefangen zu faulen“, freut sich der Mann, klaubt die Früchte zusammen und legt sie in seinen Fahrradkorb.

Zwei Flächen betreut der örtliche Naturschutzbund an dieser Stelle, die Streuobstwiese ist sein Eigentum, das riesige Areal in den Ruhrwiesen, das daran anschließt, ist gepachtet. „Seit 15 Jahren kümmern wir uns um diese Flächen“, sagt Plath. Wie die Natur ihren Rhythmus hat, haben auch die aktiven Mitglieder ihren Rhythmus. Im Oktober ist das letzte große Reinemachen vor dem Winter. Das ist auch nötig: Zweimal im Jahr, jeweils im Juli und Oktober, wird beispielsweise die Streuobstwiese gemäht. „So können die Gräser aus samen“, erklärt Naturschützer Karl Regel. Ferner könne so Kleingetier, etwa brütende Vögel oder Hasen, ungestört seine Jungen großziehen.

Das ganze Jahr über ziehen die Apfel-, Kirsch- und Birnenbäume allerhand Tiere an, die von ihnen als Futterquelle profitieren. Im Winter sind es dagegen die an den Rändern gepflanzten Sträucher und Hecken, die mit ihren Beeren Nahrung oder eine Nistmöglichkeit bieten. Das gemähte Gras kommt anders als im heimischen Garten nicht auf den Kompost, sondern wird seitlich gelagert – und bietet so etwa Unterschlupf für Igel. Das Biotop am Mulhofs Kamp ist ein Muster, das den Menschen altes Kulturgut näher bringen soll.

Für den Einklang von Mensch und Natur kann aber jeder etwas tun. „Grundsätzlich sollte man für den Garten auch Pflanzen wählen, die ein Futterangebot für heimische Vogelarten bieten“, erklärt Plath. Beliebte Exoten schließt dieser Vorschlag nicht aus, die Mischung macht es.

Ein besonderes Augenmerk sollten die Menschen derzeit auf Igel richten, sie fangen an, ihren Platz für den Winterschlaf zu suchen. „Wer die Möglichkeit hat, sollte Blätter nicht entfernen“, sagt Karl Regel. Ein Laub- oder Reisighaufen böte Igel, Maus oder Frosch ein Winterquartier. Auch für das Füttern von Vögeln hat der 67-Jährige Rat: „Nutzen Sie besser keine offenen Futterhäuser. Vögel koten dort und verunreinigen so die ausgelegten Körner oder Samen. Am besten sind so genannte Futterzylinder.“