Mülheim. .
Das Personalkarussell hat sich munter gedreht im Verdi-Bezirk Mülheim/Oberhausen, hieß es bei einem Pressegespräch am Montag im Verdihaus an der Friedrichstraße. So ist Günter Wolf (56), bis dato für den Einzelhandel tätig, nun zuständig für den Bereich Ver- und Entsorgung. Isabella Hillig (48), die zuvor in Gelsenkirchen eingesetzt war, hat seine frühere Aufgabe übernommen. Rainer Sauer (56) kümmert sich bei der Dienstleistungsgewerkschaft nach Jahren im Fachbereich Medien nun um den Verkehr. Und Anna Conrads (34) ist als Quereinsteigerin im Fachbereich Gemeinden am Ball.
Für die Politikwissenschaftlerin ein reizvoller Job, schon im Studium hat sie sich mit Kommunalfinanzen auseinandergesetzt. Aktuell sind es drei Themen, die sie besonders beschäftigen, berichtete Conrads: zum ersten die Besoldungsrunde 2013 und die Ankündigung der NRW-Regierung, das Tarifergebnis nicht eins zu eins auf alle Beamten übertragen zu wollen. „Da gibt es großen Widerstand. Viele sagen, ich würde gern noch mal auf die Straße gehen.“ Eine erste Gelegenheit dazu bietet sich am 22. April: Um 15 Uhr fährt ein Bus ab der Mülheimer Stadthalle zu einer Protestaktion nach Hamm.
Erzieherinnen ächzen unter Überlastung
Dann der Bereich interkommunale Zusammenarbeit, für den stets gelte: „Er soll auch etwas für den Bürger bringen und darf nicht nur zum Sparen da sein.“ Und schon gar nicht dürfe es zu weiterer Arbeitsverdichtung führen, warnt Conrads. Überlastung ist das dritte Thema, für das sie sich stark macht. Aus diversen Gesprächen wisse sie, dass zum Beispiel Erzieherinnen ein immer größeres Interesse am Thema Überlastungsanzeige haben. Wegen wachsender Gruppen, dem U 3-Ausbau oder dem personalintensiven Early Excellence-Programm fragten diese: „Wie bloß kann ich mich schützen?“
Rainer Sauer, der vom Essener Verdi-Büro aus arbeiten wird, wollte „mal was anderes machen, weil man sonst betriebsblind wird“. Er möchte zunächst die Betriebe und die Menschen kennenlernen, die er vertritt. Ein Schwerpunkt werde die Umsetzung des Tariftreuegesetzes sein, kündigte er an.
Erste Verhandlungen in der Tarifrunde 2013
Im Bereich Einzelhandel hat Isabella Hillig gleich zu Beginn „einen dicken Brocken“ zu bewältigen: die Tarifrunde 2013. Die erste Verhandlung findet statt am 8. Mai in Essen. Wichtig sei, „dass jeder, der den Schutz des Tarifvertrages haben will, bis spätestens 30. April Verdi-Mitglied werden muss“.
Günter Wolf, der wie Hillig und Sauer auf eine lange Gewerkschaftskarriere zurückschauen kann, setzt auch im neuen Fachbereich auf Verbindungen: „Ich arbeite gern in Netzwerken und Bündnissen mit ganz unterschiedlichen Akteuren.“ Ein Arbeitsschwerpunkte werde die Kampagne „Wasser ist Menschenrecht“ sein, die verhindern wolle, dass der Wassermarkt komplett liberalisiert wird. „Der Zugang zu gutem und bezahlbarem Wasser muss für alle Menschen gewährleistet sein.“
Trödelmarkt im RRZ ist Verdi ein Dorn im Auge
Für die einen ist es eine Erfolgsgeschichte, für die anderen ein Grund zur heftigen Klage: Der Trödelmarkt im Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ), der an jedem ersten Sonntag im Monat über die Bühne geht und häufig wahre Menschenmassen anzieht, ist den Verdi-Vertretern ein Dorn im Auge. Henrike Greven, Geschäftsführerin des hiesigen Bezirks, erklärt, warum: „Es geht um Millionen, die dem Handel durch den Markt verloren gehen“. Denn am Montag danach hätten die Einzelhändler in dem Einkaufszentrum regelmäßig bis zu zehn Prozent Einnahme-Einbußen.
Grund dafür sei, dass auf dem Trödel „fast ausschließlich Neuwaren“ im Angebot seien, was den Markt zu einer echten Konkurrenzveranstaltung macht: So gibt es dort Rasierklingen, Kleidung und Lebensmittel. Dieser Entwicklung wolle man Einhalt gebieten, so die Verdi-Vertreter, zumal bei dem sonntäglichen Einkaufsbummel wohl nicht immer alles ganz koscher zugehe. So werde wohl auch mancher Euro am Fiskus vorbeigeschmuggelt, hieß es gestern. Abhilfe schaffen soll ein Bündnis, dass Verdi mit der Kirche, der IHK und dem Einzelhandelsverband eingegangen ist. Ziel ist es, auf die Novellierung des Ladenöffnungsgesetzes Einfluss zu nehmen, den Verkauf von Neuwaren zu verbieten.