Düsseldorf/Hagen. .
Vor ein, zwei Jahren hätte kaum ein Experte NRW zugetraut, dass das Land zügig die Quote von 32 Prozent für die U-3-Betreuung erreicht. Die ist mindestens nötig, weil Eltern ab August einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Ein- und Zweijährige haben. Aber Familienministerin Ute Schäfer (SPD) konnte gestern erfreut sagen: „Wir haben es geschafft.“
Ist nun also alles in Ordnung? Nein, so weit würden Experten nicht gehen. Hinter der Zahl von 33 Prozent stehen viele Fragezeichen. „Man wird mit 33 oder auch 35 Prozent nicht auskommen“, sagte Heinz Hilgers vom Deutschen Kinderschutzbund dieser Zeitung. „Die Erfahrung zeigt: Dort, wo das Betreuungs-Angebot wächst, nimmt auch die Nachfrage zu.“ Das gelte besonders für Großstädte und Uni-Standorte. Marita Haude von der Freien Wohlfahrtspflege NRW nennt das Beispiel Münster: „In dieser Universitätsstadt dürfte der Bedarf bei 40 Prozent liegen.“ Es gebe erhebliche regionale Unterschiede beim Bedarf.
Hagen erreicht zum Beispiel nur 25,4 Prozent Betreuungsquote. Viel Luft, dies nach oben zu korrigieren, haben die Hagener nicht. „Wir sind im Nothaushalt, müssen alles mit der Bezirksregierung absprechen“, sagte Gerd Steuber, Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales. Noch größer sei dort übrigens das Problem bei der Über-3-Betreuung. Es fehlten 100 Plätze.
Die zusätzliche Betreuung von Ein- und Zweijährigen werde die Kitas vor Probleme stellen, sagen Heinz Hilgers und Peter Wenzel (Kita-Zweckverband Essen) voraus. Um die Quote erfüllen zu können, wird die Solidarität der Erzieher und Kita-Träger eingefordert. Am Ende wird das nicht ohne Einschränkungen funktionieren. So dürften vielerorts Kita-Gruppen vergrößert werden, ohne auf zusätzliche Erzieherinnen zurückgreifen zu können, so Wenzel. Heißt: Die Erziehung könnte unter dem U-3-Ausbau leiden. Vielleicht, so die Befürchtung, werden auch Betreuer zweiter Wahl eingestellt. Hilfskräfte statt Profis.