Mülheim.

Statistik kann manchmal erfreulich sein: Die Zahl der Verkehrstoten auf Deutschlands Straßen hat sich in den vergangenen 40 Jahren von 22 000 auf 4160 im Jahr deutlich verringert. Bessere Fahrzeuge, Anschallpflicht, Airbags, Tempolimits – es gibt Gründe.

Statistik kann manchmal frustrierend sein: Trotz aller Fortschritte in der Medizin hat sich die Anzahl der Frauen und Männern, die an Krebs sterben, über die Jahrzehnte kaum verringert. Allein am Darmkrebs sterben jedes Jahr rund 25 000 Personen in Deutschland. Lässt sich das verbessern? Es lässt sich, betont Dr. Thomas Nordmann, Chefarzt für Gastroenterologie und Onkologie im Marien-Hospital, beim WAZ-Medizinforum.

Obst, Gemüse und Sport gegen den Krebs

Eine Möglichkeit hat er gleich mitgebracht: Äpfel von einer Obstplantage von Schloß Dyck, wo er täglich vorbeikommt. Viel Obst und Gemüse, so der Chefarzt, senke nachweislich das Krebsrisiko um 26 Prozent. 600 bis 800 Gramm am Tag, lautet die Empfehlung. Und: Frische Lebensmittel aus der Region und der Jahreszeit bedeuteten schlicht Lebensqualität.

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Um fast genauso viel lasse sich das Risiko durch regelmäßigen Sport senken. Dabei, so Nordmann, gehe es nicht um intensives Training, sondern schlicht um ­Bewegung. Allein das Risiko der Polypenbildung im Darm, eine mögliche Vorstufe von Krebs, gehe durch Sport um 15 Prozent zurück. Sport und gesunde Ernährung ­reduzierten gleichzeitig das Risiko Übergewicht. „Übergewicht verantwortet 20 Prozent aller Krebserkrankungen.“

Gefährliche Schmerzlosigkeit

Der Chefarzt plädiert für kleine Schritte: „Nehmen Sie sich nicht zu große Ziele vor.“ Wer rauche, erreiche schon viel, wenn er seinen Konsum halbiere. Schluss mit Rauchen bedeute sein Krebsrisiko um ein Drittel zu verringern. Eine noch größere Quote lässt sich nach den Worten des Mediziners nur noch durch die regelmäßige Darmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr erzielen, nämlich 50 Prozent. Bleibt die Darmspiegelung ohne Befund, reiche eine Kontrolle nach zehn Jahren, heißt es.

Das Gefährliche am Darmkrebs, so Nordmann, sei die Schmerzlosigkeit: Man spürt nichts. Treten Beschwerden auf, wie Blut im Stuhl oder Bauchschmerzen, bedeutet dies oft, dass der Krebs sich bereits ausgebreitet, oft über die Lymphgefäße seine Zellen verbreitet hat. Mit dem Alter wächst das Risiko, jedes Jahr erkranken rund 70 000 Menschen neu an Darmkrebs. Mit der geschilderten Vorsorge, ist Nordmann überzeugt, ließe sich die Zahl spürbar verringern – auch wenn die überwiegende Zahl der Menschen auf die Frage, was sie am liebsten in der Kantine essen, sagen: Currywurst mit Pommes.