Mülheim. Wenn die Temperaturen die Fünf-Grad-Marke übersteigen und es bestenfalls noch ordentlich regnet, rührt sich die „Feinsteuerung“ in unseren heimischen Amphibien. Das Startzeichen für die große Wanderung Richtung Teich.
Wenn die Temperaturen die Fünf-Grad-Marke übersteigen und es bestenfalls noch ordentlich regnet, rührt sich die „Feinsteuerung“ in unseren heimischen Amphibien. Das Startzeichen für die große Wanderung Richtung Teich. Damit die Zeit der Paarung nicht mit dem Tod unter dem Autoreifen endet, werden in Mülheim vier Straßen (siehe Infografik) in den Abend- und Nachtstunden gesperrt.„Aktuell haben wir die Sperrungen aufgehoben, weil die Temperaturen stark gesunken sind“, sagt Katrin Heitmann von der Unteren Landschaftsbehörde. Doch wenn es wieder wärmer und feucht wird, werden die kleinen Tiere ihre Wanderung fortsetzen.
Das Bild von Eimern voller Kröten wird an diesen Stellen erst einmal der Vergangenheit angehören. „Der Betreuungsaufwand ist dafür einfach zu hoch“, so Katrin Heitmann. Für diese Sammel-Aktion seien vor allem die Anwohner gefragt, die die Amphibien aus den Eimern befreien und über die Straße tragen – so viele Freiwillige fänden sich dafür nicht.Die Anwohner der betroffenen Straßen bekommen einen Schlüssel für die Schranke. Sie sind dazu angehalten worden, achtsam zu fahren. Inwieweit diese Regeln eingehalten werden, läge sehr am persönlichen Verständnis für die Tiere, so Katrin Heitmann. Aufklärungsarbeit sei deswegen wichtig.
Orientierungssinn stark ausgeprägt
Warum die Tiere ihren Weg so genau kennen, ist erst seit einigen Jahren bekannt. Martin Schlüpmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet und Experte, wenn es um Amphibien geht. „Wir wissen jetzt, dass die Tiere eine Magnetkompassorientierung besitzen.“ Wie diese Orientierung physiologisch genau abläuft, sei aber noch nicht geklärt.
Zudem wird angenommen, dass sich die Amphibien über ihren Geruchssinn orientieren können. Wenn sie ihre Winterquartiere ab Ende Februar verlassen, gehen die Amphibien verschiedene Wege. „Vor allem die Erdkröte ist sehr ortstreu und sucht das Gewässer auf, wo sie auch geboren wurde“, erklärt Schlüpmann. Molche hingegen suchen sich auch neue Gewässer. Die Straßen, die sie dafür überqueren müssen, werden für viele zur Todesfalle. Dabei reiche oft schon der Strömungsdruck der Fahrzeuge aus, teilt der deutsche Tierschutzbund mit. „Vor allem Kröten haben die unangenehme Eigenschaft, lange auf der Straße zu bleiben“, so Martin Schlüpmann. Der Grund: Bereits auf der Hinwanderung paaren sich die Kröten. Die Weibchen tragen die Männchen – was die Wanderung nicht gerade vorantreibt.