Mülheim.
Hilmar Emmerich kommt zur Inspektion der Doppelhaushälfte aus den 1920ern mit seinem Koffer. Darin verstecken sich allerlei Instrumente zur Messung der Wand- und Luft-Feuchtigkeit, die der unabhängige Energieberater täglich bei seinen Kundenterminen benötigt.
Auch eine hochwertige Wärmebild-Kamera hat er immer zur Hand, um, falls notwendig, thermographische Aufnahmen vom Gebäude zu machen. Heute haben ihn Julia und Dennis Vollmer um die Begutachtung ihrer frisch erworbenen 70 m² kleinen Doppelhaushälfte Am Bühl gebeten, in die man natürlich ohne Renovierungs- und Energiesparmaßnahmen nicht einziehen kann.
„Wir wohnen nun schon eine ganze Weile auf dem Saarnberg. Als wir hierher gezogen sind, ist uns das Herz aufgegangen und es war schnell klar: Ist das schön hier, wir würden gerne bleiben! Wir wussten natürlich: Bevor wir das Haus beziehen, muss etwas geschehen. Den Ausbau des Dachbodens und einen kleinen Anbau haben wir also in unsere Pläne eingeschlossen. Die Fassade mit dem rundum angebrachten Fries wollten wir nicht anfassen. Der macht für uns den besonderen Charme der Siedlung aus“, betont Dennis Vollmer.
Mit ganzheitlichem Blick
Dem Paar ist klar, dass die hohen Energiekosten sowie die Energieeinsparverordnung (EnEV) beim Umbau berücksichtigt werden müssen. Die Beantragung von Fördermitteln soll einen Teil der Investitionen decken, die KfW-Bank stellt unter bestimmten Voraussetzungen und Einhaltung der Richtlinien zinsgünstiges Geld ab 1% Zinsen zur Verfügung.
„Über Nachbarn sind wir dann in Kontakt mit dem unabhängigen Energieberater Hilmar Emmerich getreten, der, was für uns ganz wichtig ist, mit ganzheitlichem Blick an das Haus herangeht. Für die Wärme und im Winter auch für das warme Wasser soll ein CO2-neutraler Holzkamin sorgen. Mit diesem möchten wir im optimalen Fall zu 100% heizen. Unterstützt wird der Kamin durch eine Brennwerttherme. Solarthermie auf dem Dach wird die Warmwasserbereitung vorwiegend im Sommer unterstützen.“
Gedämmtes Dach von entscheidener Bedeutung
Hilmar Emmerich, zertifizierter Bausachverständiger, Solateur und Energieberater im Denkmal, spricht vom U-Wert der Fenster, erklärt seine Berechnungen und hält die zwölf Jahre alten Thermopane-Fenster für ausreichend. Das zweischalige Mauerwerk verfüge über einen guten Dämmwert.
Für ihn ist ein gedämmtes Dach von entscheidender Bedeutung, leider müsse dafür alles einmal runter. Vorher mache er eine Luftdichtheitsmessung. „Das Dach muss dicht sein, darum kommen wir nicht herum“, sagt er. Ein weiteres Themenfeld für den staatlich geprüfte Elektrotechniker ist die Erneuerung der Stromversorgung.
Dämmen oder nicht?
Hilmar Emmerich steht dem Thema kritisch gegenüber, kritisiert Architekten oder Kollegen, die Dämmung unnötigerweise empfehlen würden, obwohl die Gebäudehülle es oft nicht erfordere. Bei der Thermographiemethode, einem Wärmebildverfahren, um Schwachstellen in der Isolierung zu erkennen, solle der Hauseigentümer immer bedenken, dass Häuser, die etwa ein zweischaliges Mauerwerk besitzen, auch von innen aufgenommen werden müssten, sonst seien keine aussagekräftigen Daten zu erreichen.
„Viele Eigentümer bringen einfache Dämmplatten, häufig die günstigsten aus Styropor, ohne Zwischenschicht an die Wand. Die Dämmung wird dann von einem Anstreicher mit einem unter 3 mm dicken Putz gestrichen, weil dickerer Putz nur von einem Stuckateur aufgetragen werden darf, deren Leistung in der Regel teurer ist“, so der Experte. Dann seien dem Anstrich hochgiftige Biozide zugefügt, um eine Algenbildung an der Fassade zu verhindern.
Diese Giftstoffe spülen sich mit der Zeit aus und verseuchen erst Boden und dann Grundwasser. Auch sollten Bewohner gedämmter Häuser immer auch ihr Lüftungsverhalten ändern, damit sich in der Wohnung kein Schimmel bilde. Die gedämmten Wände sind nicht mehr atmungsaktiv, Innenfeuchtigkeit kann nur über die Fenster entweichen, Be- und Entlüftungssysteme werden selten angebracht. „Ich habe schon schockierend viele Feuchteschäden begutachtet. Auch weiß man noch nicht, wie teuer nach rund 30 Jahren die Entsorgungskosten werden.