Mülheim. .

Neuer Träger des Bürgerpreises von Bündnis’90/Die Grünen ist . . . niemand. Die Partei hat zu ihrem Neujahrempfang in diesem Jahr bewusst auf eine Preisverleihung verzichtet. Das Preisgeld von 300 Euro und weitere Spenden gehen aus Gründen der Nachhaltigkeit an das Preisträger-Projekt aus dem Jahr 2008. Katrin Feldermann, selbst Grüne und zurzeit in Frankfurt an ihrer Dissertation arbeitend, freut’s: So kann ihr Sozialprojekt für notleidende Jugendliche in Brasilien („Amigos“) die Zukunft in Angriff nehmen.

Die 31-Jährige, die bis 2009 in Winkhausen lebte, hat viel vor, was sie vor rappelvollem Saal am Mittwochabend beim Neujahrsempfang auch in engagierter Rede kundtat. 2008 hat ihre Initiative im Nordosten Brasiliens, in Salvador, schon ein Jugendhaus gebaut. Es ist Anlaufstation für schwangere Minderjährige, manchmal erst neun Jahre alt. Sozialberatung und Gesundheitsvorsorge wird dort geleistet, den Mädchen eine Ausbildung finanziert. Auch holt die Initiative Jungen aus der Drogenszene – der Kampfsport Capoeira dient dabei als Instrument der sozialen Arbeit mit den Jugendlichen; auch sie bekommen eine Ausbildung ermöglicht.

Fokus auf der Bundestagswahl

So viel zum globalen Thema, das der Neujahrempfang der Grünen bot. Auch bundespolitisch ging es zur Sache, dafür sorgte allein schon der süffisant über die „Laienspielschar“ der Bundesregierung herziehende Gastredner Volker Beck, der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion. Auch Mülheims Bundestagskandidat Tim Giesbert fokussierte seine Rede auf die anstehende Bundeswahl. „Wenn die SPD Steinbrück noch ein paar gute Berater zur Seite stellt“, ist er sicher, „haben wir gute Chancen auf einen Wechsel.“

Lokalpolitisch blieb der Neujahrempfang blass. Lediglich verteidigte Giesbert die Ausweitung der Umweltüberwachung in NRW – das mache Sinn, sagte er mit Blick auf Umweltbelastungen durch Metallurgica und die schrottverarbeitenden Betriebe am Hafen. Ansonsten kündigte Giesbert nur an, den Kampf gegen Fracking verstärken zu wollen. Mehr Lokalpolitik fand keinen Raum im Wahljahr 2013.