Mülheim. .

Mülheim unterzeichnet die „Europäische Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“: Dies hat der Rat in seiner Sitzung am 18. Dezember des alten Jahres beschlossen. Das Dokument kann man sich im Internet herunterladen, es muss durch die Oberbürgermeisterin unterschrieben und dem Rat der Gemeinden und Regionen Europas mit Sitzt in Paris zugeleitet werden. Das Besondere an dieser Charta: Sie hat tatsächlich Konsequenzen.

Ziel ist, zu einem einheitlichen, echten Gleichstellungsmodell für ganz Europa zu gelangen. Vorgeschlagener Weg: Jede unterzeichnende Gebietskörperschaft (in diesem Fall: die Stadt Mülheim) verpflichtet sich, innerhalb von maximal zwei Jahren einen Aktionsplan zu entwickeln, anzunehmen und schließlich auch umzusetzen.

Die Gleichstellungscharta ist also mit Arbeit verbunden, die entlohnt werden muss. Dies war in der politischen Debatte in Mülheim zunächst der Knackpunkt: Man fürchtete Kosten für zusätzliches Personal oder Expertenhonorare, die die finanzschwache Stadt nicht stemmen kann. Beschlossen wurde dann aber, wie Eva Weber, Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses, erläutert, „dass die Verwaltung für die Zeit des Aktionsplanes personelle Ressourcen freischaufelt, jemanden aus dem Beschäftigungspool bereitstellt“.

Für Förderung muss Geschlechtergerechtigkeit bestehen

Die Fäden werden dabei in der städtischen Gleichstellungsstelle zusammenlaufen, deren Leiterin Antje Buck noch andere künftige Konsequenzen der Charta betont: „Wenn man bestimmte Fördergelder bekommen möchte, muss man nachweisen, dass Geschlechtergerechtigkeit besteht.“

Auf dem Weg dahin habe Mülheim schon „gute Grundlagen geschaffen“, meint Renate aus der Beek, gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, und nennt etwa die Frauenförderpläne der Verwaltung oder auch den Runden Tisch gegen häusliche Gewalt. Um noch mehr zu erreichen, möchte der Gleichstellungsausschuss als Motor fungieren, der den Aktionsplan begleitet, zu dem unter dem Stichwort Chancengleichheit in Ausbildung und Beruf auch ein jährlicher „Boys’ Day“ gehören soll. Möglichst im März soll in Mülheim ein Auftakt-Workshop stattfinden, mit Fachleuten aus Verwaltung, verschiedenen Organisationen und Netzwerken.

Auch eine Selbstverpflichtung für die Fraktionen

Annette Lostermann-De Nil (Die Grünen) erinnert daran, dass die Fraktionen mit der Zustimmung zur Charta „auch eine Selbstverpflichtung unterzeichnet haben, dass Frauen in den Entscheidungsgremien gleichermaßen vertreten sind“. Im Mülheimer Stadtrat beispielsweise haben die weiblichen Mitglieder nur etwa ein Viertel der Sitze inne. Bislang . . .

Deutschlandweit haben bisher rund 30 Kommunen bzw. Kreise die Charta unterzeichnet, darunter Duisburg, Bottrop, Recklinghausen – und Mülheim am Main.

Ausführliche Infos sowie den Wortlaut der Europäischen Charta findet man auf der Website des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE): www.rgre.de