Mülheim.

Der große alte Mann des deutschen Jazz braucht sich um sein Erbe keine Sorgen zu machen. Bevor der 84-jährige Pianist, Entertainer, Schauspieler und Bandleader in seinem Trio-Konzert in der Stadthalle seine noch immer gute Form bewies, präsentierte sich erstklassiger, ambitionierter Nachwuchs.

Auf Einladung des Jazz-Clubs Mülheim zeigten sich Schülerbands im Vorprogramm auch hohen Ansprüchen gewachsen. So dürften unter anderem die Otto-Pankok-Big-Band und die Big Band der Luisenschule Garanten dafür sein, dass der Jazzmusik noch ein langes Leben beschert sein darf und junge Leute nicht nur Hip-Hop und Rap hören. Weitere Gäste waren die Jazzwillys der Schule Willy Brandt und die Grashof Junior Big-Band aus Essen.

„Der Mann am Klavier“

Was Paulchen Kuhn auf jeden Fall gefallen haben dürfte. Der ehemalige Leiter der Bigband des Senders Freies Berlin, der in den 50er und 60er Jahren mit Schlagern wie „Der Mann am Klavier“ oder „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ auch außerhalb des Jazz enorm populär geworden war, ist immer noch ein exzellenter Pianist und ein professioneller und humorvoller Plauderer. Ihm zur Seite standen an diesem Abend der Bassist Martin Gjakonovski und der mit allen Trommel-Wassern gewaschene Schlagzeuger Willy Ketzer.

Wie aus einem anderem Zeitalter betrat der kleine Mann, der immer ein wenig zerknautscht aussieht, mit großem Applaus die Bühne, auf der er eine Auswahl des „American Song Book“ versprach. Paulchen Kuhn ist immer noch ganz der alte Showman und der große Pianist, der mit „Driving me crazy“ wunderbar swingt und der mit Willy Ketzer und Martin Gjakonovski über ein fantastisches Rhythmus-Duo verfügt, das mit präzisem Timing aber immer noch Raum und Zeit für feine Differenzierungen und perkussive Schmankerl hatte. Mit „Griff“ und mit „Speak low“ war er dann mit pointiertem Anschlag und bestechender Melodieführung wieder der Grandseigneur des deutschen Jazz-Pianos. Mit einem Hauch von Melancholie wagte sich Paul Kuhn an die verjazzte Filmmelodie von „Charade“ und verzauberte sein Publikum mit dem Glitzercharme der Las-Vegas-Nights und „Fly with me“ von Frank Sinatra.

Paul Kuhn hatte noch einen Überraschungsgast dabei: Es war Silvia Droste, die spontan bewies, warum sie schon so lange zu den besten Sängerinnen der europäischen Jazz-Szene zählt. Viel Beifall für Paul Kuhn und seine großartigen Musiker, die man eigentlich jeden Abend hören könnte.