Mülheim-Broich. .

Michael Ronsieck umklammert die Teilnehmerin von hinten. Er ist viel größer als die zierliche Frau, trotzdem soll sie sich gegen seinen Angriff wehren.

Der Polizist erklärt genau, welche Verteidigungsmöglichkeiten sie hat: Auf den Fuß treten, abrupt mit dem Oberkörper nach vorne beugen, um den Angreifer instabil zu machen, dann mit den Armen nach hinten schlagen. Und nicht zögern!

Kaum gesagt, setzt die Dame resolut den Rat in die Tat um, und überrascht selbst den gestandenen Polizeihauptkommissar. Aufmerksam sieht die Gruppe zu, kommentiert, probiert die Tipps und Tricks.

Möglichst defensiv verhalten

Nach fünf Sitzungen des VHS-Kurses „Selbstbehauptung – Selbstverteidigung – Schlagkräftige Seniorinnen und Senioren“, der von Walter Swedziak und Michael Ronsieck vom Polizeisportverein geleitet wird, kennen sich die neun Teilnehmer und gehen locker miteinander um.

„Wir werden darauf trainiert, wie wir uns aus Gefahrensituationen ­herauslavieren können“, erklärt ein Teilnehmer. In jedem Fall solle man aus einer bedrohlichen Situation ­herausgehen statt anzugreifen. Wenn ein Angreifen nötig werde, dann allerdings richtig! „Wir bekommen beigebracht, wie man Aggression abwehren kann, dann aber auch, wie man sie vermeidet,“ sagt Peter Laube, für den die Übungen für Extremsituationen ausreichen.

Er habe die Sicherheitsvorkehrungen in seinem Haus schon überprüft, die Sicherheitskette an der Tür neu installiert. Die Kooperation mit dem Polizeisportverein findet zum zweiten Mal statt, wird gut angenommen. Ein Teilnehmer macht sich gemeinsam mit seiner Frau fit, um sicher durch den Alltag zu kommen.

„Wenn wir angepöbelt werden, reagieren wir extrem freundlich, um der Person den Wind aus den Segeln zu nehmen.“ Die beiden Polizisten berichten von wahren Fällen, spielen Situationen durch: Tragen Sie draußen keinen kostbaren Schmuck, die Kette könnte Ihnen von einem Mopedfahrer abgerissen werden. Hören Sie auf ihr Bauchgefühl, wenn Ihnen etwas nicht geheuer ist. Bitten Sie um Hilfe!

Vermeidung körperlicher Schäden

Wollen die Kursleiter den Teilnehmern damit Angst machen? „Nein, wie möchten sensibilisieren, Ängste abbauen und vermitteln, Gefahrensituationen aus dem Weg zu gehen. Und die Handtasche nicht festzuhalten, sondern zur Vermeidung körperlicher Schäden loszulassen. Die meisten Werte sind ja versichert. Viel schlimmer sind Traumata oder Verletzungen, da haben Opfer lange mit zu tun“, betont der Kriminalhauptkommissar im Ruhestand, Walter Swedziak.