Mülheim. .
2256 Knöllchen hat die Stadt Oberhausen ausgeteilt, seit sie im Januar mit dem neuen Reinigungskonzept für die Innenstadt startete. 605 Mal ließ sie gleich den Abschleppwagen kommen, um Fahrzeuge aus dem Weg der Kehrmaschinen zu räumen. Die Mülheimer SPD will bei ihrem jüngsten Vorstoß für eine neue Straßenreinigung zwar eine gemäßigte Gangart bei Falschparkern einschlagen. Doch wenn das Konzept wirklich mehr Sauberkeit bringen soll, dann muss der Besen auch kehren können.
Auf Mülheim rollt ein Kehraus zu, der für viel Bürger-Unmut sorgen könnte. Saubere Straßen will jeder, doch welches Konzept ist geeignet? In Oberhausen werden die Innenstädte der drei Stadtteile Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld ein Mal im Monat bis in die Rinnen gesäubert. Dafür müssen allerdings die Fahrzeuge vom Straßenrand und auch aus den Parkbuchten verschwinden. Über jeweils drei Stunden – zwischen 7 und 10 Uhr – wird an einem Tag die eine Straßenseite mit einem Parkverbot belegt, am nächsten die gegenüberliegende.
Eigentlich ein einfaches System. Doch es hat Tücken, die in den verschiedenen Stadtteilen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen. In Sterkrade liegt die Quote der Knöllchen und der abgeschleppten Fahrzeuge am niedrigsten, denn hier stehen viele kostenlose Ausweichplätze zur Verfügung.
Mehr Personal erforderlich
Ganz anders in der Oberhausener City rund um die Marktstraße: Selten bleibt es nach vier Reinigungstagen bei unter 120 Knöllchen und 40 abgeschleppten Autos. Von Januar bis heute wurde allein hier 1425 mal verwarnt und 396 mal abgeschleppt. Die Stadtverwaltung greift weiterhin hart durch, nur eben ohne Wirkung.
Der Grund: Der City fehlen die alternativen Parkmöglichkeiten, und das trifft Stadtbewohner wie Kunden der Innenstadtgeschäfte gleichermaßen.
Der Mülheimer Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf kennt die Oberhausener Zahlen und ist skeptisch, ob das Konzept in der Ruhrstadt umsetzbar ist: Was mache man mit Menschen, die aus anderen Städten kommen? Was mit Pendlern, die im Umfeld der City parken? In letzter Konsequenz müsse man abschleppen, um dem Kehrwagen die Reinigung zu ermöglichen. Das setze auch mehr Personal voraus. In Oberhausen gehen dem Kehrwagen zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts voraus, um die Straße zu klären. Zentgraf: „Wenn man das Konzept durchsetzt, ist der Reinigungseffekt gut, aber es sorgt auch für Verärgerung bei Bürgern.“
Die „Light“-Variante
Wesentlich optimistischer als der Umweltamtsleiter ist SPD-Bürgermeisterin Renate aus der Beek dafür, ein solches Konzept auszuprobieren. Allerdings in einer „light“-Variante: „Wir wollen das nicht mit der Keule durchsetzen und sofort Verwarnungen aussprechen oder abschleppen.“
Stattdessen sollen Zettel verteilt werden, die um Verständnis bitten und den Bürger zum Mitmachen auffordern. „So wie in Duisburg.“ Daher sieht sie auch keinen höheren Personalaufwand. Im Gegenteil, sie hält den Personalaufwand eher für ein Schreckensszenario der Verwaltung – die sich wohl dagegen sperre.
Dass etwas an der Sauberkeit getan werden müsse, zeigten der Bürgermeisterin die Beschwerden von Bürgern: „Wer für die Straßenreinigung zahlt, will auch ein gutes Ergebnis.“ Zu den Schwerpunkten gehörten etwa das Viertel um das Karl-Ziegler-Gymnasium, die Altstadt mit den Straßen Von Bock-, Ober-, Adolf- und Kämpchenstraße.
Konzept bis Februar
Bis zur nächsten Sitzung des Umweltausschusses soll ein Konzept erarbeitet sein, wo der Testballon starten soll. Der tagt laut Terminplan jedoch erst Ende Februar 2013 wieder.