Mülheim.
Zum Vertragsschluss in warmen Mänteln kamen am Dienstag Vertreter der Stadt und des Regionalverbandes Ruhr zusammen: Auf dem grün gelegenen Növerhof wurde offiziell ein Ökokonto für den Auberg eingerichtet. So soll die Entwicklung des früheren Bundeswehr-Übungsplatzes, den der RVR 2008 kaufte, finanziert werden.
Grundlage ist das Landschaftsgesetz NRW, das vorschreibt, für Eingriffe in Natur und Landschaft jeweils Ausgleichsflächen festzulegen. Die Stadt Mülheim führt hierzu seit 1994 ein Kataster, das laufend fortgeschrieben wird. Da jedoch oft geeignete Ausgleichsflächen fehlen, besteht seit 2008 die rechtliche Möglichkeit, Flächen über ein Ökokonto aufzuwerten, und zwar schon im Vorfeld. Falls an anderer Stelle Eingriffe, etwa Bauvorhaben, genehmigt werden, kann man sie über das Ökokonto verrechnen, sprich: bereits erfolgte Maßnahmen refinanzieren.
Für den Auberg, der einen 120 Hektar großen Landschaftsraum umfasst, hat daher das Planungsbüro Uventus, im Auftrag des RVR, vor vier Jahren ein Gutachten erstellt, in dem Maßnahmen aufgelistet und jeweils mit Ökopunkten bewertet werden. Einige sind bereits umgesetzt, etwa das Anlegen von Obstwiesen, die Pflege von Hochlandrindern oder das Anpflanzen heimischer Baumarten.
Anfangs „Wilder Westen“
„Als nächstes soll der Bauerngarten neben dem Fachwerkhaus wieder hergestellt und eine alte Mauer freigelegt werden“, erklärt Johannes Riedel, der beim RVR das Team „Ökologisches Bodenfondsmanagement“ leitet. Zudem soll der Haubach wieder durchgängig gemacht werden. Viele Einzelmaßnahmen, die Geld kosten. Schätzungsweise 1,5 Mio Euro, inklusive des Kaufpreises, wurden bislang in die Entwicklung des Aubergs investiert. Darunter allerdings auch reine Erholungsmaßnahmen, die nicht im Ökokonto erfasst sind, etwa die Schaffung der Hundewiese, von Parkraum und Reitwegen.
„Wir haben die Chancen dieser Fläche sofort gespürt“, erklärte bei der Vertragsunterzeichnung Ulrich Carow, RVR-Bereichsleiter Umwelt. „Aber anfangs war hier Wilder Westen.“ Diskussionen mit etlichen Beteiligten und Interessengruppen waren nötig, ehe das Konzept für den Auberg stand, den der RVR seinerzeit auf Bitten der Stadt übernommen hatte.
Im Hinblick auf das eben eingerichtete Ökokonto sagte Umwelt- und Planungsdezernent Peter Vermeulen: „Durch diese Partnerschaft gelingt es uns, Dinge zu entwickeln, die wir bei der derzeitigen Haushaltslage sonst nicht umsetzen könnten.“
Zahlungen in Sicht
Bislang sei der Regionalverband Ruhr am Auberg stets finanziell in Vorleistung getreten, so Johannes Riedel vom Referat Flächenmanagement des RVR. Doch nun seien erste Zugriffe auf das Ökokonto erfolgt, sprich: Zahlungen in Sicht. „Einerseits benötigt die Stadt Mülheim Punkte, zum anderen möchten zwei Firmen in der Nähe Leitungen ziehen.“ Hier stünden die Verträge kurz vor dem Abschluss. Übrigens gilt nicht der gesamte Bereich des Aubergs als ökologische Ausgleichsfläche, aber mehr als 80 Prozent können entsprechend aufgewertet werden.
Zwei kleinere Ökokonten bestehen bereits in Mülheim – sie können grundsätzlich sowohl von öffentlichen Institutionen als auch von Privatleuten eingerichtet werden, müssen aber von der Unteren Landschaftsbehörde genehmigt werden. Ein Ökokonto befindet sich im Bereich des Wasserkraftwerkes an der Ruhraue in Styrum, Partner ist hier RWW. Das andere ist privater Natur: An der Wöllenbeck in Menden hat ein Landwirt eine Fläche als Obstwiese angelegt.
Alle Fäden für Ausgleichsflächen und Ökokonten laufen im Amt für Umweltschutz zusammen. Ansprechpartnerin ist Birgitta Tacke, 455-7025.