Mülheim. .

Die Tänzer bewegen sich aufeinander zu, Körper verschlingen, lösen sich in der nächsten Sekunde, um sich den Weg durch die urwüchsigen Strukturen des Waldes zu bahnen. Da sind Fantasie und geschärfte Sinne angespornt, um sich den nackten Raum als Dickicht mit unsichtbaren Pflanzen, Wurzeln und Blattwerk vorzustellen. Der Zuschauer sitzt mitten drin und wird mitgenommen auf die tänzerische Erkundungstour. Eine Soundcollage tut ihr Übriges, um sich auf dieses Spiel einzulassen: sanftes Rauschen wie Blätter im Wind, ein Wispern oder kurze, scharfe Flötenklänge.

„Der Wald“, sagt Choreograph Avi Kaiser, „hat eine ganz bestimmte Architektur“. Und so ist der ursprünglichste natürlichste Ort, den wir kennen, der Ausgangspunkt der Raumerforschung in Avi Kaisers und Sergio Antonios neuer Choreographie: „Wald Variationen“ ist die neue Produktion der Kaiser-Antonio Dance Company. Neben fünf Performern werden eine Flötistin sowie eine Sopranistin das moderne Tanzstück mit Live-Musik bei der Premiere am Samstag, 10. November, 19.30 Uhr, begleiten.

Entscheidende Dinge

Die Dance-Company ist bei Festivals und Theaterprojekten international unterwegs: „Montreal, Chicago, Mailand, Israel, Belgien“, zählt Avi Kaiser einige Stationen auf. Seit 2003 leiten er und Sergio Antonio als Choreographie-Team mit Unterstützung der Stadt Duisburg und des Lehmbruck-Museums das Tanz-Atelier „The Roof-TanzRaum“. Eine partnerschaftliche Verbindung gibt es mit Mülheim: Nach „Carré 18“ und „Arthur Paul and the Others“ sind die „Wald Variationen“ die dritte Koproduktion mit dem Ringlokschuppen. „Wir freuen uns, dieses Haus zu haben, in dem wir uns geistig und räumlich sehr wohl fühlen.“

Das Stück ist eine von fünf Performances, die bis Dezember im Ringlokschuppen zu sehen sind. Die Aufführungen laufen zum zweiten Mal unter der Klammer „Tanz“. Was die inhaltliche Arbeit des Ringlokschuppens angeht, ist diese Sparte „ein Format“, so Dramaturg Matthias Frense, „aus dem entscheidende Dinge hervorgingen“. Unterstützt wird die Reihe vom Land, um auch die Tanzmittelzentren zu stärken. Die Förderung laufe in diesem Jahr aus, so Frense, „aber wir bemühen uns um Verlängerung.“