Die gemeinsame Sprache ist Französisch, auf dem Herd köchelt die Farce für Lasagne.

Vor gut einer Woche sind Avi Kaiser und Sergio Antonino aus Istanbul zurück gekehrt, gestern die drei türkischen Tänzer eingetroffen, mit denen sie fast drei Monate lang die Choreographie „Zu viele Bäume” erarbeitet haben. Die Auftragsproduktion der Akzente, die am Dienstag, 5. Mai, um 20 Uhr in der Alten Feuerwache uraufgeführt wird, ist am Bosporus entstanden.

Internationalität ist unterm Dach dieses Hauses im Wasserviertel schlicht selbstverständlich. In der Tanzwelt von Kaiser und Antonino gibt es auch keine Grenze zwischen Arbeit und Leben – Tanzsaal, Küche und Wohnzimmer sind offene Räume.

Seit 2002 bilden die beiden Choreographen „The Roof - Tanzraum” in Duisburg. Kaiser (54), der in Tel Aviv geboren wurde und dort seine Ausbildung absolvierte, kam nach Stationen in Frankreich, den USA und Belgien nach Deutschland. Genauer: nach Essen zu Susanne Linke. Antonino (34) aus Apulien, der in Rom und Mailand studiert und gearbeitet hat, und Kaiser lernten sich in Mailand kennen. Duisburg kam unerwartet auf sie zu. Der ehemalige Kulturdezernent Gerd Bildau und der Leiter des Lehmbruck-Museums Dr. Christoph Brockhaus luden Kaiser ein, in Duisburg zu arbeiten. „Das war anfangs nicht so selbstverständlich, aber inzwischen haben wir Vertrauen gewonnen und erste Wurzeln geschlagen. Duisburg ist unser Zuhause geworden. Und wir haben diese Landschaft in alle Welt getragen.” Diese industriell geprägte Landschaft, die auch brutale Seiten hat, aber „die Freiheit bietet, Fragezeichen zu setzen”. Das Unperfekte, der Übergang, das Dazwischen, die Widersprüche seien schließlich das, was Künstler interessiere und inspiriere.

So wie Istanbul. „Eine extreme Stadt, verleichbar nur mit New York.” Auch dort gebe es geradezu quälende Widersprüche. Die „phantastische Sinnlichkeit des Orients”, Duft und Farben, der große Basar, Großstadthölle und dörfliches Leben ganz nah beieinander, ständig überraschend. „Energie und Intensität der Stadt haben unsere Choreographie geprägt.”

Morgen beginnt um 11 Uhr ein Werkstattgespräch über „Zu viele Bäume” in der Alten Feuerwache. Zweite Vorstellung: 6. Mai, 20 Uhr.