Mülheim.

Als die Tür zur Halle aufgeht, wird das Grollen und Hämmern lauter. In der Ferne steigt Dampf auf, orange-roter Dampf. Glühendheiße Stahlblöcke fahren immer wieder auf einem Rollwagen vorbei. Es sind die gleichen rechteckigen Blöcke aus Stahl, die die Besucher eben noch als sogenannte Stranggussbrammen übereinander gestapelt im Vormateriallager gesehen haben. Doch jetzt sind sie orange.

Im Blechwalzwerk der Salzgitter Mannesmann Grobblech GmbH bekommen die Besucher einen Einblick in die Produktion und können – einfach ausgedrückt – beobachten, wie die Bleche in Öfen wiedererwärmt, gekühlt und im Walzgerüst nach thermomechanischem Walzverfahren gefertigt werden. Im Rahmen der langen Nacht der Industrie an Rhein und Ruhr haben sich für Donnerstagabend insgesamt 80 interessierte Bürger angemeldet, die einen Blick hinter die Werkstore werfen wollen

Eine Führung durch die Industrie

20 grüne Helme umringen einen einzelnen weißen. Auf den grünen steht das Wort „Besucher“, der weiße ist Produktionsleiter Heiko Gallmeister, der eine der Gruppen durch das Werk führt. Das Grollen ist so laut, dass er selbst mit Mikro manchmal schwer zu verstehen ist. „Mit Presswasser wird die Oxidschicht, die sich im Ofen gebildet hat, wieder abgespritzt“, sagt Gallmeister. Wieder fährt ein glühendes Rechteck vorbei. Dieses Mal wird es nach rechts geleitet, wo es zum Abkühlen mit Spritzwasser besprüht wird. Dampf steigt hoch.

„Es ist toll, dass die Unternehmen uns das ermöglichen“, findet Thomas Brinkmann aus Alpen am Niederrhein. Schließlich sei die lange Nacht der Industrie für die Besucher kostenlos. Der 50-Jährige kommt gebürtig aus Mülheim. „Ich kannte das hier, als es nur Mannesmann hieß. Ich wollte schon immer einmal wissen, wie es hier drinnen aussieht“, sagt Brinkmann, dessen Großvater bei Mannesmann im Stahlwerk gearbeitet hat. „Es ist faszinierend, wie viel Arbeitsleistung dahintersteckt“. Der 28-jährige Nils Lohmann aus Ratingen hat ganz andere Absichten: „Ich bin im Stahlhandel tätig und finde es interessant, die Basis einmal zu sehen“.

Die Geburtsstätte der Rohre

Gallmeister schaut immer wieder prüfend nach oben. Denn dort fahren Magnetkräne umher, die die Bleche durch die Halle transportieren und zum Abkühlen übereinander stapeln. Und sie funktionieren nur, solange es keinen Stromausfall gibt. Wenn die Grobbleche einmal fertig sind, werden sie zu 80 bis 90 Prozent zu Rohren verarbeitet und hauptsächlich für Gastransporte eingesetzt. „Mehr als ein Drittel des Vormaterials für die bekannte neue Ostsee-Pipeline kommt hier her“, sagt Geschäftsführer Fabian Grimpe. Spätestens jetzt können sich die Besucher vorstellen, was aus den dicken Brammen einmal werden kann.