Mülheim. .
Mit verständnislosem Kopfschütteln hat Sven Liebert die letzten Schlagzeilen des Jugendstadtrat (JSR) gelesen. Die erste war der Rückblick auf die Erfolge, der vor allem die Rettung des Reggae-Festivals nannte. „Das war 2007“, sagt Sven Liebert. Er muss es wissen, war er doch damals Vorsitzender des Gremiums und maßgeblich am Erfolg beteiligt. Die zweite Schlagzeile war die Absage der JSR-Neuwahl in diesem Jahr. Nicht genug Jugendliche waren bereit zu kandidieren. Für den JSRler der ersten Stunde ist es keine Frage: Die beiden Nachrichten gehören ursächlich zusammen.
Seine zwei Jahre in Mülheims Jugendparlament haben Sven Liebert bewegt; für ihn war es der Einstieg in die (Partei-)Politik. „Wir wollten der Jugend eine Stimme geben“, sagt er und erinnert sich, dass sie selbst eine bekommen haben. „Unsere Meinung hat gezählt, wir konnten bei wichtigen Themen mitreden.“ Das scheint heute anders zu sein – wobei Liebert das Gefühl hat, dass der aktuelle JSR auch nur wenig zu sagen hat. „Wenn man sich mal die Homepage des JSR anschaut, die ja für Jugendliche eine wichtige Informationsquelle ist, weiß man Bescheid.“
"Die Themen, die gesetzt wurden, sind die falschen"
Zu wenig politisch ist das Gremium dem Ex-Vorsitzenden, für den sich der JSR inzwischen vor allem auf die Organisation von Konzerten beschränkt. Dabei gäbe es genug zu tun: Schwimmbäder und Schulsanierungen beispielsweise. „Die Themen, die gesetzt wurden, sind die falschen.“ Auch das Potenzial, das die Hochschule Ruhr West biete, sei nicht genutzt worden – da schließt er in seiner Kritik die Verwaltung ein.
Die Überlegung, die letztlich nicht verfolgt wurde, das Alter der Mitglieder auf 22 zu erhöhen, sei genau die richtige. „Man braucht Durchsetzungsvermögen für das aktive politische Spiel mit den Erwachsenen und dazu sind viele Mitglieder einfach noch zu jung.“ Dennoch warnt er davor, den JSR abzuschaffen. Stattdessen rät Sven Liebert dazu, die „Altersstruktur hochzusetzen. Damit würde die Stadt es jungen Menschen ermöglichen, sich länger unabhängig von Parteien politisch in der Stadt einzubringen.“