Mülheim. .

Interessieren sich Jugendliche heute noch für Politik? Diese Frage beschäftigte jetzt die Schüler der neunten Klasse am Gymnasium Broich. Sie befragten dazu 350 Schülern in Mülheim. Die politischen Parteien müssen sich danach Sorgen machen.

Zusammen mit ihrem Lehrer Peter Leitzen, selbst in der Kommunalpolitik aktiv, entwickelten die zwei Klassen einen Fragebogen, der Fragen zum Politikinteresse enthielt. „Das waren meist sehr lange Sitzungen. Die Schüler wollten die Fragen bis ins Detail ausarbeiten“, so Leitzen. Danach machte sich die 9a auf den Weg zu anderen Mülheimer Schulen und verteilte die Fragebögen. Die 9b nahm hinterher die Auswertung vor.

50 Prozent würden im Jugendparlament mitwirken

Der Mülheimer Jugendstadtrat kommt dabei gut weg. Fast 50 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen im Jugendparlament mitzuwirken. Dagegen zeigen gerade mal sieben Prozent der Befragten eine Bereitschaft, in eine politische Partei einzutreten.

Auch mit dem allgemeinen Interesse an Politik beschäftigten sich die Broicher Schüler. Die Ergebnisse weichen von der offiziellen Shell-Studie kaum ab. Fünf Prozent der gefragten Neuntklässler geben ein starkes Interesse an, 32 Prozent immerhin ein allgemeines Interesse. Doch 55 Prozent kennzeichnen ihre Haltung mit „wenig interessiert“, acht Prozent mit „gar nicht interessiert“.

„Diese Ergebnisse stimmen nachdenklich, da wieder verstärkt über eine Absenkung des Wahlalters diskutiert wird“, lautet die Meinung der Klassen. Die Broicher Gymnasiastinnen Rebekka Zons und Jana Schafft stufen sich selbst als „interessiert“ ein. „Die großen Entscheidungen verfolge ich natürlich. Aber nicht jede kleine Sache“, sagt Jana.

SPD hat die Mehrheit

Trotz des geringen allgemeinen Interesses gaben 82 Prozent der Schüler an, sich bei einer Wahl beteiligen zu wollen. Allerdings gestanden 45 Prozent ein, „jetzt noch nicht“ zu wissen, welche Partei sie wählen würden. Wer wollte konnte sich auch bei der im Fragebogen angebotenen Sonntagsfrage beteiligen.

Die SPD bekam mit 30,7 Prozent die meisten Stimmen, gefolgt von den Grünen (27,1%) und der CDU (25,7%). Die Linke (5%) und die FDP (4,2%) schnitten eher schlecht ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 55 Prozent. Die Umfragen wurde an allen weiterführenden Schultypen durchgeführt. Die Ergebnisse unterschieden sich kaum voneinander.

Wie es um das politische Wissen der Jugendlichen steht, war ebenfalls Teil des Fragebogens. Fast die Hälfte schätzt ihr Wissen als „unbefriedigend“ ein. Auf der Suche nach Ursachen stellten die Schüler die Frage: „Könnte der Politik-Unterricht nicht mehr leisten?“

Leitzen beantwortet die Frage mit einem klaren Ja. „Viele Schüler wissen selbst in der Oberstufe nicht über die grundlegenden Dinge Bescheid“, sagt er und fügt hinzu: „Um das zu ändern, müssen wir als Lehrer das Interesse der Jugendlichen wecken.“ Er selbst habe gute Erfahrungen mit der regelmäßigen Klassen-Lektüre von Zeitungen gemacht. Durch das Lesen von spannenden Artikeln sei die Motivation deutlich gestiegen, erklärt Leitzen.

„Viele Schüler merken, dass sie politisch nur mitreden können, wenn sie sich täglich informieren.“ Das habe sich schon ausgezahlt und das Interesse seiner Klassen langfristig gesteigert. Das sieht auch Jana Schafft so: „Bei uns ist der Unterricht richtig spannend und macht Spaß.“