Mülheim.

Einige Bedenken hatten Roman Arend (18) und Sophia Hendricks (16) zunächst schon. Denn zur Herbstakademie „Begabung und Verantwortung“ treffen sich 25 ­besonders begabte Schüler aus ganz NRW zum Projekt „Lernferien“. Eine Streber-Veranstaltung? „Nein, die Leute hier sind bunt gemischt – und überhaupt keine Nerds“, finden die beiden. In der Kath. Akademie Wolfsburg diskutieren sie eine Woche lang über Themen aus Wirtschaft, Politik, Kunst oder Medien.

Gespräche über die Zukunft

Wolfgang Große Brömer will ehrlich sein: Noten werden nicht ­immer fair verteilt. „Es gibt kein ­objektives Beurteilungssystem – und da gibt es auch keine Lösung.“ Doch: „Das Gefühl der Ungerechtigkeit gehört zu Erfahrungen im Leben, die man verpacken und verarbeiten muss.“ Der SPD-Politiker und Vorsitzende des Schulausschusses im NRW-Landtag sprach gestern in der Wolfsburg mit den Schülern, die ihm auch bildungspolitische Fragen stellen durften und kritisch über Strukturen in ihren Schulen diskutierten.

Die Akademie Wolfsburg und die Stiftung „Partner für Schule NRW“ laden regelmäßig begabte Jugendliche ein, um ihnen ein ­Programm abseits des üblichen Schul-Lehrplans zu bieten.

Begabung und Verantwortung

Dieses Mal geht es um das Thema Begabung und Verantwortung. Die Schüler der zehnten bis zwölften Jahrgangsstufen treffen auf interessante Persönlichkeiten. So dürfen sie mit einem Juniorprofessor für Philosophisch-Theologische Grenzfragen diskutieren, sich mit einem Künstler eine Ausstellung anschauen, Journalisten zur ­Redaktionskonferenz begleiten oder den Politiker mit Fragen zur Schulpolitik löchern.

„Mein Lehrer hat mich für die Akademie vorgeschlagen“, sagt Roman Arend, der die zwölfte Klasse des Gymnasiums Broich besucht. Auch Sophia aus Styrum kam auf Anraten ihres Lehrers in die Wolfsburg. Ihre Ferienfreizeit tauschen sie gegen das straffe Tagesprogramm, doch: „So stressig ist es gar nicht.“ Im Gegenteil: „Wir haben hier die einmalige Möglichkeit, ­interessante Gäste zu treffen.“ Und über Themen zu diskutieren, die im Unterricht zu kurz kommen.

Leidenschaft, die einen antreiben sollte

Roman: „Das sind nicht nur wissenschaftliche Themen, sondern Fragen, die das Leben und die Zukunft betreffen.“ Was möchte ich später beruflich machen? Haben Begabte eine besondere Verpflichtung? Und so nehmen Roman und Sophia schon nach drei Tagen eine wichtige Erkenntnis mit: „Es geht um Leidenschaft, die einen antreiben sollte. Denn es ist schön, etwas zu machen, was Sinn macht.“