Mülheim. .

Insbesondere auf ältere Leute zielte die Verkehrssicherheits-Aktion am Donnerstag auf dem Kurt-Schumacher-Platz. Die entscheidende Frage hieß: „Bin ich noch fit?“ Fahrtüchtig? Vor Ort konnte man den Führerschein gegen ein Dreimonatsticket tauschen.

Fachleute von Polizei, Dekra, Ordnungsamt und Evag waren mit Wagen, Broschüren, Rat und Tat vertreten. Eine kleine Warteschlange reihte sich am Infomobil der Verkehrswacht auf, wo man Seh- und Reaktionsvermögen prüfen lassen konnte. Bei Mittvierzigern, entnahm ich einer Tabelle, die dort hing, ergeben Tests, dass über 15 Prozent „fehlsichtig“ sind (also: eine Brille bräuchten oder die falsche tragen). Ich nehme am Prüfstand Platz, wir werden sehen.

Es beginnt mit einem Fernsicht-check, wie man ihn vom Optiker kennt: Öffnungen schwarzer Kringel sind zu erkennen. Dann Farben: Zahlen verbergen sich inmitten pastelliger Kreise. Der Reaktionstest spielt sich unter dem Tisch ab, wo der rechte Fuß ein Gas- und ein Bremspedal treten muss, die mit einem aufgeklappten Alukoffer elektronisch verbunden sind, in dem Lampen leuchten und Digitalzahlen rasen. Nach 45 Hundertstelsekunden reagiere ich aufs Alarmsignal. Durchschnittlich für meine Altersklasse, Spitzenwerte zwischen 20 und 30 Hundertsteln erreichen nur wenige. Rennfahrer oder Boxer. Die Augen sind in Ordnung, die Reaktionszeit auch, aber nicht nur bei mir.

Interessierte finden das Testangebot „sehr gut“

Werner Gregor (82), freut sich ebenfalls über „ausreichend“, da er gerne Auto fährt, denn „wenn man im Alter auf andere angewiesen ist, bedeutet das schon eine große Einschränkung“. Gregor findet das Testangebot „sehr gut“, denn ganz sorglos ist er nicht, mit beginnendem Grauen Star . . . Den Führerschein abgeben? „Wenn ich merke, dass es nicht mehr klappt, sofort.“

Sofort hat diesen Schritt Gerhard Barke getan: Nachdem er am Montag seinen VW Passat verkauft hat, ließ sich der 81-Jährige am Donnerstag den Stempel „ungültig“ in seinen grauen Lappen drücken. Am 7.7.1965 bekam er ihn nach bestandener Fahrprüfung, „letztes Jahr waren wir noch mit dem Auto in Südtirol, zwei Mal im Monat besuchen wir unseren Sohn in Gummersbach“. Doch Barke hörte auf seinen Augenarzt und das eigene Gefühl: „Unsere Straße ist so eng, dort muss ich immer aufpassen, dass ich die Außenspiegel nicht berühre.“ Jetzt nicht mehr.

Er und seine Frau Brigitte reisen künftig mit der Bahn. Traurig über den Ausstieg? „Nein“, sagt der alte Herr. „Ich weiß ja, warum ich es gemacht habe.“