Mülheim. .
Wenn es um den Karneval geht, gibt sich Heiner Jansen nicht mit Kleinigkeiten zufrieden. Da denkt er groß. Acht Jahre reifte die Idee in dem Chefkarnevalisten, ein Karnevals-Zentrum für seine Jecken zu bauen, eine Halle zu haben, in der sie nicht nur Wagen bauen und parken, sondern sich zu Besprechungen treffen sowie ein Archiv errichten können.
Drei Jahre haben die Jecken gemeinsam gebaut, jahrelang Spenden gesammelt und sich um Sponsorengelder bemüht. Nun sitzt das Herz des Mülheimer Brauchtums mitten im Gewerbegebiet, in 1400 m² großen Hallen an der Hafenstraße. Wie es sich für Karnevalisten gehört, feiern sie kommenden Sonntag die Einweihung des Areals – ohne Kamelle, dafür mit Grillwürstchen.
40 Wagenbauer werkeln an den Motivwagen
Wer hätte vermutet, dass sich das Zentrum des Frohsinns in dieser unscheinbaren Seitenstraße versteckt? Von Außen deutet jedenfalls kaum etwas darauf hin, dass diese Hallen bald die Schaltzentrale des Schabernacks sein werden. Gut getarnt unter Wellblechdächern parken Schiffe und Fantasie-Figuren auf Rädern. Und da hinten hämmert einer, obwohl das Thermometer fast 30 Grad zeigt. Ist der jeck? Ja, ist er.
Der Mann ist einer von 40 Wagenbauern, die an den Motivwagen der Karnevalsgesellschaften werkeln. Bis Rosenmontag muss das fertig werden. Es gibt viel zu tun – auch im Sommer. Heiner Jansen freut sich über den fleißigen Helfer: „Von solchen könnten wir noch mehr gebrauchen.“ Und bugsiert die Besucher über Wagenachsen, zwischen Pappfiguren und an Holzplatten vorbei. Die Mottos der Wagen für den nächsten Umzug stehen schon fest, dürfen aber natürlich nicht verraten werden. Nur so viel: „Es wird noch größer als beim letzten Mal.“
Die Karnevalsgemeinde will wachsen
Groß lautet das Stichwort. Die 1600 Narren starke Mülheimer Karnevalgemeinde soll wachsen. Mit der Halle hat sie dafür genügend Raum. Auf dem insgesamt 2700 m² großen Areal sei nicht nur Platz für die Wagen der KaGes. „In unserem Anbau gibt es auch Sozial- und Besprechungsräume und ein Archiv mit kleinem Museum soll entstehen“, verrät Heiner Jansen, der nicht nur als geborener Rheinländer weiß: In Köln und Düsseldorf gibt es solche Karnevalszentren bereits. Warum dann nicht auch in Mülheim? Gepachtet hat der Hauptausschuss Groß-Mülheimer-Karneval das Grundstück von der Stadt – für 20 Jahre.
„Doch bis hierhin war es steiniger Weg“, sagt Jansen. Nicht nur die Standort-Suche erwies sich als schwierig. Auch die Restaurierung der alten Hallen nahm Zeit, Arbeitskraft und eine Menge Geld in Anspruch. Elf Jahre sind seit dem ersten Gedanken an ein karnevalistisches Hauptquartier vergangen, vier davon mit intensiven Planungen, dem Um- und Ausbau. Von einer sechsstelligen Investitionssumme spricht Jansen, ohne genaue Zahlen nennen zu wollen.
Geld für das Projekt zur Seite gelegt
„Wir haben immer wieder Geld für das Projekt zur Seite gelegt.“ Die Kosten für die Restaurierung haben die Jecken selbst erwirtschaftet, ohne öffentliche Zuschüsse. Aus Veranstaltungs-Überschüssen, Anzeigenerlösen des Narrenkuriers oder Spenden. Um die laufenden Kosten so gering wie möglich zu halten, haben die Karnevalisten einen Teil des Grundstücks an eine Container-Firma vermietet, genau wie die Außenflächen an Sponsoren.
Hintergrundarbeit
Genutzt werden sollen die Hallen jedoch nicht für festliche Veranstaltungen. „Es ist eher ein Zentrum für die Hintergrundarbeit.“ Sitzungen und Besprechungen können abgehalten werden und vor allem die Wagen aller KaGes finden Platz. Und dürfen nun größer ausfallen als vorher.
Info: Am Sonntag, 26. August, feiern die Mülheimer Karnevalisten die Einweihung mit einem Sommerfest an der Hafenstraße 1.
Von 12 bis 17 Uhr gibt es Programm mit Garde-Tänzen, Musikzügen und Sketchen. Die Kleinen können im Spielpark toben, die Großen bedienen sich an Bier- und Grillständen.