Mülheim. .

Bislang hat der Sommer ja keine gute Figur abgegeben. Obwohl die Aussichten eher sonnig sind – abwarten. Jedenfalls hat das bisherige miese Wetter die Menschen in die Reisebüros gewirbelt. „Ja, das schlechte Wetter merkt man absolut“, sagt Sabine Jost von Atlas-Reisen. Rund 20 Prozent mehr Kunden als sonst zu dieser Jahreszeit, schätzt sie. Gebucht wird „Last Minute“. Und fast egal, es geht „überall hin, wo die Sonne scheint“.

Das Lieblingsziel der Mülheimer: „Immer noch Mallorca“, weiß Jost. Aber wer auf den letzten Drücker in der Hauptsaison reist, muss tiefer in die Tasche greifen. „Günstige Angebote gibt’s nicht mehr so viele“, so die Expertin von Atlas-Reisen. Immer besser auf Kurs kämen auch die Kreuzfahrten mit in erster Linie den Dickschiffen der Aida-Flotte und den Tui-Cruises.

Angebote ja, aber nicht so günstig

Während sich vor Jahren nur die besser Betuchten eine Traumreise via Schiff erlauben konnten, „sind die meisten Kreuzfahrt-Gesellschaften stark mit den Preisen runtergegangen“, weiß Christiane Hellwig von Hellwig-Reisen. Trotzdem sei der Mülheimer bei Kreuzfahrten etwas zurückhaltender, „obwohl es tolle Angebote gibt“. Wer im August noch eine Woche Zeit hat, der kann sich einen Platz auf der „Queen Mary“ schon für knapp unter 1000 Euro sichern. Besonders stark gelitten hätten die Fluss-Kreuzfahrt-Gesellschaften, so Hellwig. Reisen, die sonst um die 2000 Euro gekostet hätten, fingen jetzt bei 500 bis 600 Euro an. „Dabei kann man auf der Donau und der Rhone auch der Welt ein bisschen entfliehen.“

Im Reisebüro am Kurt-Schumacher-Platz ist Spanien mit Mallorca die Nummer eins unter den Urlaubszielen, gefolgt von den Kanarischen Inseln und dem spanischen Festland. Und auch dort „gibt es noch Angebote, aber nicht mehr ganz so günstig“. Dass mehr Reisen gebucht werden wegen des schlechten Wetters kann das Hellwig-Team zwar nicht unterstreichen, „aber ich habe das Gefühl, dass sehr, sehr viele sehr, sehr gerne verreisen würden, das Budget dafür jedoch nicht haben.“

Campen angesagt

Und neben den Pauschalreisen in die Sonne ist das Campen angesagt. „Alle Caravans und Reisemobile sind ausgebucht“, sagt Noreen Rana vom ADAC. Und das habe auch nichts mit dem Wetter zu tun, sondern sei jedes Jahr so. Ein Mittelklasse-Wohnmobil für vier Personen gibt’s für einen Tageskurs von rund 120 Euro. Im Campingführer lassen sich Europas beste Plätze finden. Die gefragtesten Ziele mit dem Mobil: Italien, Frankreich und ganz Skandinavien, „damit kann man auch die Fährüberfahrten nutzen“, weiß Rana. Gebucht werden Caravan und Co. in der Regel 14 Tage, drei Wochen.

Dass jetzt mehr Menschen dem miesen Sommer entfliehen und wärmere Gefilde anfliegen, weiß auch Onur Dönmez. „Die Leute buchen sehr kurzfristig Reisen weltweit“, sagt der Mann von Dönmez-Tours in Eppinghofen. Stark gefragt bei ihm sei die Türkei.

Ältere setzen auf Busreisen

Die Kundschaft von Heuer-Busreisen ist die Generation 50+, „die sich gern Städte anschaut“, sagt Inge Heuer. Mehrtägige Städtereisen durch ganz Europa bietet sie an. Beliebteste Tour: „Die Müritz in Mecklenburg-Vorpommern ist sehr gefragt.“ Einen Ansturm kann die Busreise-Unternehmerin nicht ausmachen, eher einen Rückgang. „Unsere Stammkunden“, sagt Inge Heuer, „die werden älter und gebrechlicher.“ Das Geld werde dann eher für Brillen und dritte Zähne ausgegeben. Wenngleich die Aussicht auf die Busreise nach Frankreich zu den Schlössern an der Loire im Herbst eine weitaus schönere sein dürfte, als der Blick vom Zahnarztstuhl.

Und für alle anderen Daheimgebliebenen: Lassen wir uns überraschen – vielleicht zeigt sich der Sommer ja doch noch von seiner Schokoladenseite.