Mülheim. .

Die große Düse kommt nun auch an den Flughafen Essen/Mülheim. Und was seine Anwohner sicher sehr freut: Sie macht kein bisschen Lärm. Schließlich startet und landet der Jet nicht auf der Bahn, sondern im Flugsimulator, den sich die Fachschule für Luftfahrzeugführer (FFL) zugelegt hat.

Und weil man am hiesigen Flughafen heutzutage eher auf große Maschinen mit vielen PS setzt, virtuell versteht sich, muss es ein „Airbus A 320“-Simulator sein, ein ziemlicher Brummer. „Je größer, desto besser, lautet unsere Devise, denn dieses Modell ist eines der Weitverbreitetsten auf der Welt“, sagt Geschäftsführer Ulrich Lan­genecker. Seine Flugschüler würden später als Verkehrspiloten Flugzeuge wie dieses fliegen – etwa für die Lufthansa oder für Air Berlin. Und das mit rund 840 Kilometern pro Stunde. Gestern wurde erstmalig Probe geflogen, von Piloten für einen Tag. Denn den Jet fliegen darf am Flugsimulator jeder.

Simuliert werden Blitzeinschläge oder Rauch im Cockpit

149 Euro kostet der Spaß für 1,5 bis 2,5 Stunden, Fluglehrer und virtuelles Kerosin inklusive. Im voll funktionsfähigen Cockpit sind den Piloten dabei (fast) keine Grenzen gesetzt – etwa, wenn sie mit einem A320, der voll beladen gut zwei Kilometer zum Starten benötigt, auf der 1,5 Kilometer langen Bahn des hiesigen Flughafens abheben. „Wir können auf Flugzeugträgern landen, unter der Golden Gate Bridge her fliegen oder über Las Vegas durchs Feuerwerk“, erklärt Marcus Schäfer, Chef von „flightdecksystems“, der Firma, die den Simulator entwickelt hat. „Doch wir achten darauf, dass kein Quatsch gemacht wird. Fliegen auf Talsperren oder Kraftwerke geht nicht, da hätte der Gesetzgeber etwas gegen.“

Und wenn mal kein Hobbypilot im Flugsimulator Platz nimmt, werden reale Probleme geübt, die beim Fliegen auftreten können: Blitzeinschläge, Rauch im Cockpit, Triebwerk und Hydraulikausfälle sowie alle Wetterphänomene – ob Las Vegas bei Nacht, Chicago bei Schneetreiben oder Frankfurt bei bester Sicht. „Wir können es sogar in Dubai schneien lassen“, macht Schäfer klar. Und das bei einer 180 Grad sphärischen Rundumsicht in HD-Auflösung mit 10.000 Pixeln.

Je größer, desto besser

Wer sich den Baldeneysee oder die Innenstadt aus der Luft ansehen will, kann den Autopiloten einschalten. Turbinengeräusche und flugähnliches Vibrieren durch die Bässe der Lautsprecherboxen lassen beinahe vergessen, dass der Flieger am Boden steht. „Manchen wird sogar schwindelig, weil sie den Rundumblick nicht gewohnt sind“, so Schäfer. Übers Internet kann sich der Pilot in den realen Flugverkehr einwählen und re­ales Wetter darstellen. Rund 150 .000 Euro kostet ein solcher Simulator, der 24.000 Flughäfen in der Datenbank hat.

Was fehlt, sind Flugzeugsitze, echte, aus dem A320. Sie werden in drei Monaten eingebaut, zusammen mit Wänden, Fenstern und allem, was sonst noch zur realgetreuen Flugzeugkabine gehört. Getränke und einen kleinen Bordsnack für bis zu acht Freunde oder Familienangehörige gibt’s ebenso. Ein Towersimulator und ein weiterer für den Giganten „Airbus A 380“ sollen nächstes Jahr folgen – frei nach der Devise: Je größer, desto besser.

Trainings gegen Flugangst für 99 bis 199 Euro, je nach Intensivität, bietet die Firma „flightdecksystems“ in den Räumen der FFL ebenfalls an.

Weitere Info und Anmeldung für den Flugsimulator oder Trainings unter: 05207 / 92 02 38 und 0208 / 37 20 24 (FFL) und im Internet auf www.flightdecksystems.de