Mülheim.
Die Grundschulen kämpfen schon länger mit dem Problem, auch an Hauptschulen steht keiner Schlange, um auf dem Chefsessel Platz zu nehmen. Inzwischen hat das Problem die Gymnasien und Gesamtschulen erreicht: Es wird schwierig, den Chefposten zu besetzen. Aktuell suchen das Gymnasium in Heißen und das Karl-Ziegler-Gymnasium die Leiter von morgen. Lediglich ein Lehrer soll sich beworben haben, eine andere Quelle spricht gar von Null-Interesse.
Vor Jahren, erinnert sich Behrend Heeren, Chef der Willy-Brandt-Gesamtschule, und ebenfalls kurz vor dem Ausscheiden, habe es auf ausgeschriebene Leiterstelle stets mindestens sechs Bewerber gegeben. Vorbei. Die Anforderungen hätten sich auch deutlich gewandelt. Personalmanagement und Schulentwicklung erforderten immer mehr Zeit.
„Die Kollegen erleben den Schulleiter stets unter Stress.“ Die Erwartungen der Eltern seien größer geworden, und wenn mal eine Schule wie jetzt die Willy-Brandt-Gesamtschule oder das Karl-Ziegler-Gymnasium umfangreich saniert und umgebaut würden, dann sei ein Schulleiter auch monatelang Bauleiter.
Schulleiter brauchen ein dickes Fell
Es fehle Zeit für die Leitung, bedauert Heeren und sieht darin einen Fehler der früheren Landesregierung, die die Leitungszeit gekürzt hat und von den Schulleitern mehr eigenen Unterricht verlangte. Doch eine mittlere oder größere Schule zu leiten, sei wie ein Unternehmen zu führen, nebenbei nicht machbar. Schulleiter brauchen ein dickes Fell, meint Werner Andorfer.
„Sie bewegen sich zwischen allen Fronten: Kollegen, Schüler, Eltern, Bezirksregierung, Stadt.“ Die Bürokratisierung habe zugenommen und ebenso die Verrechtlichung des Schulalltags. Wer Pech habe, erlebe Eltern, die gleich mit dem Anwalt drohten. Wer eine Schule leitet, sagt Andorfer, komme locker auf 60 Stunden in der Woche, und dafür sei der finanzielle Anreiz des Aufstiegs nach A 16 nicht sehr groß.
Folglich überlegt sich ein Lehrer den möglichen Aufstieg gut, denn die Lebensqualität steigt keineswegs mit, auch wenn, wie Andorfer betont, man als Schulleiter durchaus Gestaltungsmöglichkeiten Schule habe. Die Karl-Ziegler- wie die Gesamtschule in Styrum sind Beispiele für innovativen Wandel.
Im Vergleich zu den Grundschulen geht es den Chefs an Gymnasien oder Gesamtschulen noch gut. Die Chefin im Primarbereich verfügt zeitweise nicht einmal über eine Sekretärin, steht folglich oft selbst am Kopierer und ist ihr eigener Telefondienst.