Mülheim. .

Monster bekämpfen, am Ende die Welt retten – viele Jugendliche verbringen Stunden beim Spielen vor PC oder Konsole. Manchmal wird das Spielverhalten problematisch – wenn soziale Kontakte beeinträchtigt sind und das Spiel zum Lebensinhalt wird. Hans-Jürgen Haak und Norbert Kathagen, Pädagogen bei der Ginko-Stiftung, beraten Familien.

Ab wann spricht man von Suchtverhalten?

Hans-Jürgen Haak: Der Begriff Sucht ist in dem Bereich schwierig, weil es keine offizielle Anerkennung als Krankheit gibt. Lieber sprechen wir von „Exzessiven Spielern“. Problematisch ist das, wenn ständig länger gespielt wird als geplant, Freunde vernachlässigt werden, Noten sich verschlechtern. Wenn Spieler sich selbst schaden und trotzdem weitermachen. In einem Fall verlor ein Jugendlicher wegen ständigen Zuspätkommens die Ausbildungsstelle, weil er nächtelang am PC verbracht hatte.

Von welchen Problemen erzählen die Jugendlichen?

Haak: Nicht immer kommen die Jugendlichen, sondern oft deren Eltern, die sich Sorgen machen. Ich kenne auch Jugendliche, die täglich rund zehn Stunden spielen – und langsam merken, wie dies gegen die eigenen Interessen geht, wenn sie Freunde das letzte Mal vor drei Monaten gesehen haben und allmählich spüren, dass sie allein dastehen.

World of Warcraft: Cataclysm

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Mit der Veröffentlichung von "Cataclysm" ändert sich das Angesicht der Fantasywelt Azeroth von Grund auf.
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Worgen und Goblins zählen zu den Neuzugängen in "Cataclysm".
Die beiden neuen Rassen in
Die beiden neuen Rassen in "World of Warcraft" friedlich vereint: Worgen und Goblins.
Der Drache Todesschwinge fällt über die Fantasywelt Azeroth her und erschüttert sie in ihren Grundfesten.
Der Drache Todesschwinge fällt über die Fantasywelt Azeroth her und erschüttert sie in ihren Grundfesten.
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Wie kommt es dazu?

Haak: Manche versuchen, durch Erfolgserlebnisse beim Spielen eigene Probleme zu lösen. Ängstlichkeit kann ein Grund sein, sich nach außen hin zu isolieren. Andererseits verfügen manche Spiele über ein gewisses Suchtpotenzial. Das Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ etwa endet nie und läuft ständig weiter – auch dann, wenn der Spieler nicht online ist. So kann das Gefühl entstehen, etwas zu verpassen.

Auch ist es möglich, sich mit anderen Spielern übers Internet zu so genannten „Gilden“ zusammenzuschließen, um gemeinsam Missionen zu lösen. Dadurch entsteht ein Gruppengefühl, aber auch Gruppenzwang. Dann gibt es Spiele wie „Metin2“, bei dem man kostenpflichtig spezielle Waffen ersteigern muss, um weiterspielen zu können. Hat man erst eine bestimmte Menge Geld investiert, wird die Wahrscheinlichkeit, das Spiel abzubrechen, immer geringer.

Wie sieht Ihre Arbeit aus?

Haak: Mit dem Jugendlichen gucken wir, wie das problematische Verhalten entstanden ist und was ihn am Spielen eigentlich fasziniert. Dann versuchen wir, Jugendliche und Eltern an einen Tisch zu bringen.

Was für Lösungsmöglichkeiten gibt es da?

Haak: Einfach den PC wegzunehmen bringt meist nichts. Ein anderes Zeitmanagement ist eher eine Lösung, indem zum Beispiel feste Spielzeiten vereinbart werden. Pauschalaussagen wie „der muss nur mal öfter rausgehen“ nützen nichts, wenn sich ein Jugendlicher etwa nicht die Bohne für Fußball interessiert. Ein offenes Familiengespräch wirkt dagegen manchmal Wunder.

Welche Rolle spielen die Eltern dabei?

Norbert Kathagen: Wir wollen Eltern in die Pflicht nehmen, sich mit dem Spielverhalten ihrer Kinder auseinanderzusetzen. Viele Eltern sind nicht mit Videospielen aufgewachsen und können die Faszination nicht begreifen. Eltern sollen verstehen lernen, was ihrem Kind am Spielen Spaß macht. Videospiele an sich sind nichts Schlimmes, viele kann man auch mit der Familie spielen.

Haak: Videospiele sind eine schöne Freizeitbeschäftigung. Nur braucht man ein gesundes Maß Medienkompetenz, um sich damit auseinanderzusetzen. Das gilt für alle Medien, etwa auch für soziale Netzwerke wie Facebook. Diesen richtigen Umgang zu erlernen und zu vermitteln ist generell eine Herausforderung für Berater, Erzieher und Pädagogen.

Forderungen, dass Videospiele verboten werden sollten, unterstützen Sie nicht?

Kathagen: Wir wollen nicht abschrecken oder irgendwem etwas verbieten. Prävention ist keine Spaßbremse. Im Gegenteil, schon eher wollen wir vermitteln: Wenn du dein Spielverhalten in einer Balance zum sozialen Alltag hältst, macht es auf der sicheren Seite sogar noch mehr Spaß.