Da die Gewerbeimmobilienmesse Expo Real immer mehr auch Wohnstandorte im Blick hat, reist das Team um Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier in der kommenden Woche mit breiter Brust nach München.
Schließlich hat Mülheim im ersten Halbjahr 2010 als einzige Stadt im Ruhrgebiet Einwohner hinzugewonnen. Was die Stadt an ihrem Messestand unter dem Dach der Metropole Ruhr zu bieten hat, geht in diesem Jahr über das hinaus, was bislang geboten wurde.
Wieder einmal ist „Innovation City“, das Prestigeprojekt des Initiativkreises Ruhr zur Entwicklung eines Vorzeigeviertels für Klimaschutz und Energieeffizienz, die Ursache für das Besondere, was Mülheim auch bei der größten europäischen Immobilienmesse herausstellen will. Fieberhaft arbeiten Rathaus und M&B aktuell am Feinschliff der Bewerbung, während der Messe werden die Oberbürgermeister der fünf Finalstädte ihre Bewerbermappen an die Projektleitung übergeben.
Die Themen Klimaschutz und Energieeffizienz werden an Mülheims Stand ein Schwerpunkt sein. Neben der Präsentation der „Innovation City“ wird die Mülheimer Firma Menerga (Klima- und Lüftungstechnik) als Messepartner der Stadt Wege aufzeigen, wie ältere Gewerbeimmobilien zu modernisieren sind. „Das ist eine Entwicklung, die die Messe nehmen wird“, sagt Schnitzmeier: Nicht expansiver Neubau habe Zukunft, sondern der Umbau des Bestandes in Richtung Klimaschutz und Energieeffizienz.
Energisch soll die Entwicklung an der Düsseldorfer Straße vorangetrieben werden. So wird mit Kurtludwig Lindgens ein Grundbesitzer vor Ort um Projektentwickler und Investoren für die große Fläche werben, auf der noch die Lederfabrik Seton produziert. Ihm schwebt auf dem Filetstück an der Ruhr eine Wohn- und Gewerbebebauung für die Zeit vor, wenn die Lederfabrik sich möglicherweise am Hafen konzentriert. Dass Lindgens in München als Sponsoringpartner des Mülheim-Standes auftritt, wertet Schnitzmeier als Indiz dafür, dass der Streit um den FH-Standort jüngst das Verhältnis zwischen Lindgens und der Stadt nicht belastet habe.
Selbstredend wird die Wirtschaftsförderung sämtliche freie Gewerbeflächen anpreisen; Schwergewicht darunter sei nach dem Besitzerwechsel das alte Agiplan-Ensemble an der Zeppelinstraße, das (asbest-)saniert und energetisch optimiert werden soll, um es marktfähig zu machen.
Neu im Portfolio der Wirtschaftsförderung ist die Jugendherberge am Kahlenberg. Ihr Betrieb wird, wie berichtet, aus Kostengründen zum Jahresende aufgegeben. Die Stadt sucht einen Käufer, der die Immobilie für Wohn- und/oder Gewerbenutzung umbaut. Trotz der Restriktionen, die der Denkmalschutz am Ruhrhang macht, scheint die Jugendherberge am Immobilienmarkt auf Resonanz zu stoßen. Man habe bereits mit mehr als zehn Interessenten Kontakt gehabt, bestätigt Schnitzmeier. Es gebe gar Architekten und Investorengruppen, die sich auf eine denkmalwerte Immobiliennutzung spezialisiert hätten, siehe Vivacon als Investor im ehemaligen Stadtbad.
Auch mit dem Ruhrbanium als Nachfolge für den Kaufhof will die Stadt punkten. Laut Schnitzmeier haben sich Investor und Entwickler Kölbl Kruse bis Ende des Jahres Zeit gegeben, um mit ihrem Konzept eines Einkaufszentrums bei Ankermietern zu landen. Ob der Chef der Wirtschaftsförderung nach dem Platzen erster Zeitziele noch optimistisch ist? „Das muss ich von Beruf aus sein. Das Konzept ist immer besser geworden, wir sind davon überzeugt.“