Mülheim. .

„Hello! How are you?“ – gerade ist er zurück, und England steckt ihm noch in den Knochen: Kevin Ly verbrachte ein Auslandssemester an der „University of Exeter“. Ly ist einer von zwei Studenten an der Hochschule Ruhr West, die ein Stipendium erhielten.

„Ich wollte mein Englisch verbessern und viele neue Leute aus anderen Ländern kennenlernen“, beschreibt Ly seine Motivation. Sein Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen-Energiesysteme nennt sich in England übrigens „Renewable Energy“. Da die Wohnungssuche vor Ort schwierig gewesen sei, lebten Ly und sein deutscher Kommilitone in einem Bed and Breakfast-Motel in Exeter, der Hauptstadt der Grafschaft Devon im Südwesten Englands .

Auslandserfahrungen helfen im Berufsleben

Das Interesse an internationalen Kontakten ist an der Hochschule Ruhr West recht rege. Larissa Dickhaut, Leiterin des International Office, spricht von einer „Internationalisierungs-Strategie“. „Auslandserfahrungen helfen den Studierenden im späteren Berufsleben, sie werden weltoffener und denken anschließend vielleicht anders übers eigene Land“, erklärt Dickhaut. Auch Dozenten nutzten den Austausch, um ihr Fachwissen zu erweitern. Das Interesse der Studenten ist groß. „Schätzungsweise über die Hälfte nehmen es gut an“, so Dickhaut. Die Partner-Unis würden vorher begutachtet und die Austauschstudenten durch Sprachkurse und kulturelle Programme auf ihren Aufenthalt im Ausland vorbereitet.

Wichtig sei der Hochschule dabei, immer nur einzelne Studenten ins Ausland zu schicken – niemals ganze Jahrgänge. „Sonst besteht die Gefahr, dass die ganze Zeit in der eigenen Gruppe verbracht wird und unsere Studenten sich so gar nicht ins ausländische Leben einfinden“, so Dickhaut.

Das kann Kevin Ly bestätigen: „Den Austausch sollte man besser alleine machen. Wir waren nur zu zweit dort und trotzdem recht viel nur unter uns.“ Sein Wunsch, Menschen im Ausland kennenzulernen und neue Freunde zu finden, habe sich dennoch erfüllt. Allein durch das dortige Sportangebot habe er viele Kontakte knüpfen können, und nennt hier ein echtes Highlight: Surfen – selbst im Winter ein Vergnügen und ideal durch die Nähe der Uni zum Strand.

Die Mitstudenten waren geduldig

Dennoch galt es, Sprachhürden und Mentalitätsprobleme zu überwinden. „Anfangs war es etwas schwer, den Vorlesungen zu folgen“, erzählt Ly. Geholfen haben seine englischen Mitstudenten. „Die wussten ja, dass Englisch nicht unsere Muttersprache ist, und waren da sehr geduldig.“

Problematisch sei da schon eher das englische Frühstück gewesen, das Ly lachend als „gewöhnungsbedürftig“ beschreibt. Brot, wie in Deutschland gewohnt, gäbe es in England nicht – höchstens Sandwiches. Auch das Trinkwasser sei stark chlorhaltig, berichtet Ly, und meint, dass viele Deutsche das saubere Wasser hier nicht zu schätzen wüssten.

Und wie lebt es sich sonst im fremden Alltag? „Tea-Time jeden Mittag gibt es zumindest nicht“, lacht Ly. Das einzig Kuriose, woran er sich erinnert, seien Tee und Kekse nachts nach einer Party gewesen. Allgemein aber unterscheide sich das Leben in England gar nicht so sehr von unserem.

Studentenaustausch noch im Aufbau

Nach England gekommen sind Ly und sein Kommilitone übrigens durch eine Initiativbewerbung an der Uni in Exeter selbst.

An der Hochschule Ruhr West hingegen befindet sich das Projekt Studentenaustausch noch im Aufbau – wenngleich bereits mit Erfolg. „Für unsere Hochschule ist das eine gute Reputation“, sagt Larissa Dickhaut. Für Kevin Ly hat sich das Auslandssemester bereits gelohnt. Nicht nur, dass er selbstbewusster geworden sei und eine gewisse Scheu vor fremden Leuten verloren habe, auch ergäbe sich für ihn im Rahmen seines nun folgenden Praxissemesters bei RWE eventuell die Möglichkeit, in Verbindung mit England tätig zu werden.

Weiterempfehlen kann er ein Auslandssemester auf jeden Fall. Sein Tipp: „Man sollte offen und nicht zu schüchtern sein, auf andere Leute zuzugehen.“