Mülheim. .
Warum schwenken Kräne über die Innenstadt, wieso wird an jeder Ecke gebaut und was soll da eigentlich am Fluss entstehen? Das Wort Stadtplanung ist für Kinder ein sperriger Begriff. Um ihnen das Thema Bauen und Planen näher zu bringen, bietet das Mülheimer Stadtmarketing (MST) nun einen neuen Stadtrundgang für Kinder der Jahrgangsstufen fünf bis sieben an: „Mülheim an die Ruhr“. Die erste Tour führte für die Kleinen von der Müga durch die Innenstadt bis in die 20. Etage des Technischen Rathauses.
Rundgänge für Kinder gibt es in vielen Varianten. „Dabei finden die Kinder vor allem die Ruhrbania-Modelle in der Bauinfo spannend“, sagt Angela Christians von der MST. Um die Modelle besser zu erklären, kamen die Marketingexperten auf die Idee, einen Rundgang zum Thema Bauen und Planen anzubieten. Ausgearbeitet hat die Route MST-Gästeführerin Petra Hoffmann, die als Mitarbeiterin im Amt für Umwelt, Planen und Bauen die Tour erarbeitet hat und die Kinder durch die einzelnen Stationen leitet. Die Schüler der Klasse 5b der Styrumer Willy-Brandt-Gesamtschule sind an diesem Montag die ersten, die den zweistündigen Rundgang mitlaufen.
"Ganz schön raffiniert"
Am Ringlokschuppen startet die Gruppe aus 28 Kindern. „Wer von euch weiß, was hier früher einmal war?“ Finger gehen nach oben. „Dort wurden Lokomotiven repariert“, ruft ein Junge. Petra Hoffmann erklärt: „Und die Müga war vor 20 Jahren noch ein Schrottplatz.“ Sie hält Fotos hoch: „Boah“, staunen die Schüler.
Weiter geht die Tour an der VHS und dem Schloß Broich vorbei, „einem Wahrzeichen Mülheims“. Die Kinder hören gespannt zu. „Früher gab es die einzelnen Dörfer Broich, Speldorf oder Styrum, die dann zu einer Stadt zusammengelegt wurden – das war vor 200 Jahren.“ Auf der Kfar Saba Brücke bleibt der Tross stehen, die Gästeführerin erklärt, wann die Stadthalle gebaut wurde und dass sie heute als Kongresszentrum und Allzweckhalle genutzt wird.
Und warum hat die Brücke so einen ausgefallenen Namen? „Die heißt so, weil es eine Partnerstadt von Mülheim ist.“ Hoffmann stellt ein Rätsel für die nächste Station. „Wie heißt die französische Partnerstadt von Mülheim?“ Im Stadthallengarten steht die Antwort auf einer Tafel geschrieben: „Aah – Tours“, raunen die Kinder.
Auch das ist Teil der Stadtplanung: Infotafeln, die den Besuchern erklären, wo sie sich befinden und wo sie auf welchen Wegen hingelangen. Die „Ruhrperlen“ leiten Radfahrer auf verschiedenen Routen durch die Stadt. „Ganz schön raffiniert“, findet Antonia diese Idee der Stadtplaner. Die Zehnjährige freut sich, beim Rundgang dabei zu sein. „Jetzt weiß ich auch endlich, was das Wort Ruhrbania bedeutet“, sagt sie. „Die Stadt kommt an den Fluss.“
"Irgendwo gibt es immer eine Baustelle"
Die Kinder stapfen die Treppe zur stillgelegten Eisenbahnbrücke hoch. „Hier soll ein Fahrradweg entstehen.“ Von dort oben haben sie einen guten Überblick über die Ruhr und ihre Baustellen am Ufer. „Wer weiß, was hier einmal stand?“ Das ist einfach: „Die Stadtbücherei“, sagen die Kinder. Hoffmann: „Wo früher Bücher gewohnt haben, wird bald ein Ärztehaus stehen.“ Und so lernen sie, wie Gebäude geplant und gebaut werden, dass eine Stadt nie aufhört, sich weiterzuentwickeln. „Irgendwo gibt es immer eine Baustelle“, sagt Hoffmann.
Nerven euch die vielen Baustellen? „Meine Mutter ärgert sich, dass sie deswegen immer so lange zur Arbeit braucht“, verrät Jana (10). „Mich stören sie aber nicht.“ Denn: „So sieht man, wie Mülheim sich verändert.“ Das sei gut, meinen die Mädchen. „Nur so kann Mülheim schöner werden, so dass mehr Menschen aus anderen Städten zu uns ziehen“, sagt Antonia.