Mülheim. .
22 Stunden zuvor war kaum etwas los auf diesem Stück Leinpfad. Niemand war da, Montag gegen 16 Uhr, außer Polizeikommissarin Andrea Wolski und Polizeikommissar Marius Bednorz, die mit vereinten Kräften einen 76-Jährigen aus der Ruhr zogen und ihn wiederbelebten, bis es plötzlich am Kocks Loch nur so wimmelte von Rettungskräften.
Dienstagmittag, als die beiden Polizeibeamten zum Ort der Rettung zurückkehren, sind viele Menschen unterwegs: Jogger, Radfahrerinnen, Männer mit Hunden und Rollern. Sie haben nur ein Thema: Die Geschehnisse vom Vortrag. Der Gerettete ist bekannt am Leinpfad, oft gehe er dort spazieren, berichten Passanten. „Ich habe ihn noch gesehen“, sagt ein Herr, „keine halbe Stunde vorher. Da fragt man sich schon, hätte man das verhindern können.“ Betrunken sei er gewesen, aber „er stand noch recht gerade“.
Unter den Umstehenden ist Werner Dombrot. Er war es, der die Polizei alarmierte, der den Senioren zuerst über den Leinpfad torkeln und dann ins Wasser stürzen sah. „Ich war auf der anderen Uferseite. Ich konnte ja nichts machen!“ Eine schlaflose Nacht hat er hinter sich, die Aufregung war groß und sitzt noch immer tief. Da tut das Lob der Polizisten gut. „Sie haben uns sehr geholfen“, sagt Marius Bednorz. Denn als er mit seiner Kollegin Andrea Wolski gen Fluss fuhr, hatte er nur eine Information: Person im Wasser. „Wir hatten Glück, dass wir uns für die Uferseite in Menden entschieden haben“, sagt der 33-Jährige. Am gegenüberliegenden Ufer, beim Dicken am Damm, stand derweil Werner Dombrot und zeigte aufs Wasser.
"Ganz und gar nicht alltäglich"
Eine Ente erkannte der Polizist zunächst, denn der Mann trieb bäuchlings, mit dem Kopf nach unten, in der Ruhr. Nur ein Stück der aufgeblähten Kleidung war zu sehen. „Wir haben gar nicht lange geknobelt. Ich habe mich einfach ausgezogen und bin ins Wasser“, sagt Bednorz, der erst hinterher merkte, dass er seine Dienstmütze aufbehielt. So ist Adrenalin: „Man weiß nur, da ist ein Mensch in Not, dem muss man helfen.“
Sieben Grad war die Ruhr kalt, die Strömung aber nicht zu stark. Dennoch war es ein Kraftakt, den Mann in seiner vollgesogenen Kleidung gen Ufer zu bringen und mehr noch, ihn gemeinsam mit Andrea Wolski ans höher gelegene Ufer zu bringen. Dort übernahm die 26-Jährige sofort die Herz-Lungen-Wiederbelebung bis die alarmierten Rettungskräfte von beiden Seiten angerannt kamen. „Automatisch“, nennt die Polizeikommissarin das Geschehene: „Man macht einfach irgendwie.“
Auch für die Beamten war der Einsatz eine Ausnahmesituation. „Ganz und gar nicht alltäglich“, nennen sie ihn. Doch das Lob der Ärzte, die ihr Handeln „genau richtig“ nennen, freut die beiden. Marius Bednorz: „Jetzt hoffen wir natürlich, dass es auch für den Herrn gut ausgeht.“