Mülheim.

Die evangelischen Christen hatten die Wahl – doch nur ein kleiner Bruchteil von ihnen gab Sonntag seine Stimme für die künftigen Pres­byter/-in­n­en ab. Insgesamt 110 Männer und Frauen wurden in Mülheim gewählt. Im März beginnt ihre Arbeit vor Ort.

Gerade mal 3401 Gemeindemitglieder machten hier in der Stadt bei den Presbyteriumswahlen am 5. Februar mit, so dass die Beteiligung nur bei neun Prozent lag. 2008 wie auch 2004 waren es noch jeweils über zwölf Prozent gewesen. „Damit liegen wir im landeskirchlichen Trend“, meint Annika Lante, Pressereferentin des Evangelischen Kirchenkreises An der Ruhr. Aber zufrieden sein kann man damit natürlich nicht.

"Nicht anders als bei Wahlen in der Politik"

„Bei uns ist es nicht anders als bei Wahlen in der Politik“, so Annika Lante. „Leute lassen sich immer dann mobilisieren, wenn sie merken, hier geht es wirklich um etwas.“ Etwa um die Schließung eines Gemeindezentrums. An mangelnder Werbung habe die schwache Beteiligung nicht gelegen, und die Möglichkeit zur Briefwahl gab es auch. Mehr als ein Fünftel der Wähler/-innen nutzten sie. Im Fliedner-Dorf und in der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde wurde auf einen formellen Wahlgang verzichtet, da es nicht mehr Kandidaten gab als Mandate.

Wie auch immer: Nun stehen die insgesamt 110 Presbyter/-innen fest, die in den acht Gemeinden vier Jahre lang u.a. über Personal- und Finanzfragen entscheiden dürfen bzw. müssen. 99 von ihnen sind Gemeindemitglieder, hinzu kommen elf Mitarbeiter/-innen, wobei die Presbyter-Tätigkeit stets ehrenamtlich erfolgt.

Erstmals mehr Frauen als Männer

Erstmals sind in diesen evangelischen Lenkungsgremien in Mülheim mehr Frauen vertreten als Männer, 66 gegenüber 55, was einem weiblichen Anteil von 60 Prozent entspricht. Die Ehrenamtlichen kämen aus unterschiedlichsten Berufsgruppen, betont man beim Kirchenkreis: vom Bankangestellten über den Gärtner bis zur Rentnerin.

Und obwohl man die Presbyter von der griechischen Herleitung des Wortes her auch „Gemeindeälteste“ nennt, beginnt die Altersspanne schon bei 20 Jahren: Als jüngster Presbyter in der Stadt wurde Jan Veldman gewählt. Älter als 75 ist aber auch niemand, denn dann scheidet man automatisch aus dem Gremium aus (wie letztens in Speldorf geschehen) und jemand anderes rückt nach.

Superintendent Helmut Hitzbleck gratulierte allen „für ihre Bereitschaft, Verantwortung für Kirche zu übernehmen (...) besonders in Zeiten, in denen auch schwierige Entscheidungen zu treffen sind“.

Vielleicht schon bald: Am 4. und 11. März werden die neuen Presbyter/-innen feierlich in ihr Amt eingeführt, das sie dann bis 2016 in vielen Fragen fordern wird.