Mülheim.
Dass Sterben in Würde und mit Zuwendung möglich sein kann, ließ sich beim Richtfest des Hospizes an der Friedrichstraße 40 erahnen. Die Stimmung ist heiter und das Interesse riesig. Etwa 150 Gäste, darunter viele Bürger, Vertreter aus Kirche, Vereinen und Verbänden, Krankenhaus, Politik und Wirtschaft knubbelten sich am Freitag in der denkmalgeschützten Villa.
Renate Sommer strahlt: „Ich bin so froh, dass ich heute hier stehe“, sagt die Frau, die sich in der Politik und u.a. auch im Kuratorium des Ev. Krankenhauses für das Hospiz stark machte. „25 Jahre hat der Kampf gedauert“, erzählt Sommer. Im März 2007 habe das Kuratorium der Ev. Krankenhaus-Stiftung den Beschluss dafür gefasst. Jetzt nimmt das Hospiz langsam Formen an. Es ist alles noch im Rohbau.
Aber man kann sich vorstellen, dass aus in den lichten und hellen Räumen einmal ein Ort der Geborgenheit und Freundlichkeit entsteht. Sterbenden einen Raum schaffen, wo sie auf ihr Leben zurück blicken können, so Superintendent Helmut Hitzbleck, „wo Angehörige von ihren Lieben Abschied nehmen, am Bett sitzen und die Hand halten können“.
In Ruhe sterben können
Ein Ort, an dem Menschen, die unheilbar krank sind, in Ruhe sterben können. Mit professioneller Begleitung und der Nähe ihrer Angehörigen. Beim Ausbau „sind wir jetzt auf der Zielgeraden“, betont der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Ev. Krankenhaus Prof. Dr. Heinz Klinkhammer. Die Bauarbeiten verzögerten sich, weil Förderzusagen verspätet kamen. „Nach vielen Irrungen und Wirrungen“, so Ulrich Schreyer von der Hospiz-Geschäftsführung, konnte man vor einem halben Jahr anfangen: „Gut, dass wir die Nerven behalten haben.“
Zunächst wurde der Boden für den Anbau an die Villa bereitet. Dort sollen auf drei Etagen künftig zehn Menschen in der letzten Lebensphase betreut werden. In der Villa geplant sind Gemeinschafts- und Begegnungsräume sowie Räume für Therapie, Meditation und Stille, eine Küche und Bibliothek und Zimmer für Angehörige. Anvisierter Eröffnungstermin: 1. November 2012.
"Mülheim will und braucht ein Hospiz"
Träger sind die Stiftung des Ev. Krankenhaus und das Diakoniewerk Arbeit & Kultur. Insgesamt werden 2,5 Mio € investiert. Große Unterstützung kommt aus der Bevölkerung und der Wirtschaft. „Es ist schön, wenn Firmen Geld geben, aber wenn über 1000 Leute dafür spenden, zeigt sich, dass man richtig verortet ist“, freut sich Schreyer. Das große Interesse zeige: „Mülheim will ein Hospiz und Mülheim braucht ein Hospiz“, betont Klinkhammer. Auch nach der Fertigstellung sei man weiterhin auf Unterstützung angewiesen: jährlich 150.000 bis 200.000 Euro. „Das Haus ist für alle offen und der Aufenthalt kostenlos“, so Klinkhammer. Ginge es nach den vielen Anfragen, dann wäre das Hospiz schon jetzt ausgebucht.