Von der Schlossbrücke bis zu den Ruhrauen bis nach Mintard: Das ist Karin Pieks Revier. Vielleicht Mülheims schönster und abwechslungsreichster Landstrich.
Hier passt die ehrenamtliche Landschaftswächterin gemeinsam mit drei Kollegen auf, „dass Menschen sich in der Natur gut und freundlich verhalten“ – so beschreibt es die Ehrenamtliche.
Doch so selbstverständlich ist das häufig nicht, leider. Selbst dort nicht, wo Schilder gegen wildes Herumstrolchen sogar unmissverständlich darauf hinweisen: in dem Naturschutzgebiet der Ruhrauen. Was Piek dort schon alles erlebt hat: von Scherben zerschnittene und durchstochene Blesshühnerfüßchen, Angelhaken in Gänseschnäbeln, verwüstete Biotope – und immer wieder Müll, Müll, Müll von sorglosen Campern und Grillenthusiasten, besoffenen Jugendlichen und badenden Freigeistern.
Mit Charme und Witz
„Ich weise dann freundlich darauf hin, dass dies der Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist“, lächelt Piek, „und eurer Lebensraum ist an der Brücke.“ Dort an der Mendener Brücke kann man ganz entspannt liegen, grillen und es gibt gar einen Kiosk. Zugegeben: Die Naturfreundin schätzt die höfliche und direkte Art, manchmal ist die sportliche Dunkelhaarige auch ein bisschen burschikos. Versucht’s mit Charme, mit Witz. Die Trennung mache eben Sinn, argumentiert die Wachsame – so bleibe die Natur für den Menschen erhalten.
Doch immer wieder helfen weder nette Worte noch Augenzwinkern; es hageln dann Beschimpfungen auf Piek, etwa: „Kümmern Sie sich doch um Kinder!“ Um Ausreden und Sprüche unter die Gürtellinie sind die Ertappten selten verlegen. Einmal blitzte sogar ein Messer auf. Es ging aber gut aus für die bekennende Pazifistin.
Warum sie es trotzdem macht und sich so ehrenamtlich einbringt? Es könnte an ihrer Familie liegen: „Wir lebten vegetarisch und haben immer in aller Liebe über Tiere gesprochen.“ Ihr Vater war Dirigent, ihre Mutter Schauspielerin. Auch Piek hat das Künstlerische im Blut; sie arbeitet als Maskenbildnerin am Theater, schminkt Rollschuh fahrende Musicalsänger in Bochum genauso wie US-Schauspieler „John“ (Malkovich), den sie zu den Ruhrfestspielen unter ihren Händen hatte. „Ein freundlicher, ruhiger Typ“ übrigens – sagt Karin Piek.
Eine Ausbildung zum Landschaftswächter gibt es dagegen nicht. Piek lernte ihr Wissen von Kindesbeinen an, aus Interesse. Seit 30 Jahren engagiert sie sich im BUND-Landesverband NRW, bis heute ist sie aktiv beim WWF, im Tierschutz und bei Greenpeace. Dann fragte die Stadt bei ihr nach, ob sie nicht auch ein wenig Zeit habe, an den Ruhrauen nachzusehen – „wohl, weil ich immer so viel gemeckert habe“, meint die Ehrenamtliche im halben Ernst.
Ganz ernst ist ihr dagegen die Arbeit mit Jugendlichen, „die was ausgefressen haben“ und deshalb mit Piek sonntagsfrüh für fünf Stunden in der Natur unterwegs sind: aufräumen. Dicke Handschuhe, Müllbeutel, Greifzange. „Sie sind natürlich mehr oder weniger begeistert“, gibt die Wächterin zu – was interessiert mich der Schwan? Warum soll ich mich bücken?, fragen sie. „Dann mache ich es vor“, sagt Piek. Und während sie mit ihr im Einsatz sind, und Piek ihnen die Natur erklärt, den Unterschied zwischen Kastanie und Eichel, Schwertlilie und Sumpfziest, kapieren viele, warum sie es machen. Und warum Piek Landschaftswächterin geworden ist: Aus Liebe zur Natur.