In den Schaufenstern des verwaisten Kaufhofs tut sich wieder etwas. Hinter Glas gibt sich eine illustre Gesellschaft ein Stelldichein.

Mit der schlauen Füchsin, die im knallroten Schlauchkleid kokettiert, während das scheue Reh den Blick nach unten senkt, und neugierige Äffchen die Szenerie beobachten. „Fremde Welt“ hat Ursula Vehar ihren Ausstellungszyklus überschrieben. Und die Bilder erinnern amüsant an das, was man einen gruppendynamischen Prozess nennt, wenn Menschen aufeinandertreffen. So oder so.

Es sind neue Arbeiten der Mülheimer Künstlerin, die mit Werken aus anderen Schaffensperioden wechseln. Und wer die meist großformatigen, abstrakten Bilder von Ursula Vehar kennt, ist erstaunt über die Entwicklung. Von der Aktmalerei und der Zeichnung her kommend, sind ihre Werke von jeher von einem Spannungsfeld der Gegensätzlichkeiten geprägt. Ihre neuen Bilder sind noch naturalistischer, gegenständlicher und mutig in der Farbkombination geworden: „Pink, Orange und Türkis - das wäre früher gar nicht gegangen“, sagt die Malerin. Wie licht und hell sie Ton-in-Ton arbeiten kann, zeigen die Reisebilder aus den 90ern. Einen gierigen Geier gibt’s auch in den „Fremden Welten“ von Ursula Vehar. Von „gierigen Managern“ ist die Rede in der Todesanzeige, die ehemalige Kaufhof-Mitarbeiter an die Scheiben geheftet haben. Seit Ende Mai ist der Kaufhof dicht. Vor einiger Zeit ist die Kunst in einen Teil der Schaufenstern gezogen. Die Künstlergruppe „AnDer“ zeigte dort eine Gemeinschaftsinstallation unter dem Motto „AnDerGaleria“. Und nun soll der außergewöhnliche Ort für Ausstellungen weiter bestehen bleiben. Bis sich abzeichnet, was überhaupt mit dem ganzen Gebäudekomplex passiert. Wie lange, weiß niemand. „Vielleicht bis ins nächste Jahr“, sagt Dore O. Nekes. Sie ist eine der sieben Kreativen der Gruppe „AnDer“, die schon Anfang der 1990er Jahre eine Ausstellung auf dem Dach des Kaufhof-Parkhauses hatte: „AnDerStange“. Während der Fotograf Harald Hoffmann mit den großformatigen Porträts von Mülheimern seinen „Fingerabdruck“ am Parkhaus hinterlassen hat, geht die Kunst teils in den Schaufenstern weiter. Die Initiative dazu habe der Eigentümer der Immobilie, Jochen Hoffmeister ergriffen, erläutert AnDer-Mitglied Heiner Schmitz. Diese Präsentationsplattform zentral in der Innenstadt schätzen nicht nur die Kreativen. Die Kunst kommt auch bei der Bevölkerung an. Mülheimer, die an der Haltestelle Stadtmitte auf Busse und Straßenbahnen warten, nutzen die Zeit, um sich vis-a-vis die Werke anzuschauen. „Kaum einer läuft einfach nur so daran vorbei“, hat Dore O. Nekes beobachtet. Statt Schaufensterpuppen in den neuen Mode-Trends gibt’s nun ganz andere Einblicke und Eindrücke. „Das ist schon irritierend.“ Die Menschen drücken sich die Nasen an den Fenstern platt, denn ein großes Problem sind die Spiegelungen. Für die nötige Klarsicht, „müsste unbedingt Beleuchtung rein.“

Zumal Jochen Hoffmeister seine kreative Initiative verlängert habe, freuen sich die Künstler: „Wir haben die Möglichkeit, eine Reihe von Einzelausstellungen zu machen.“