Mülheim. .

Schwarz wie die Hölle, süß wie die Sünde und ein kräftiger Schuss Whiskey – Irish Coffee ist ganz so wie die Seele der konfliktgeschüttelten Insulaner: Das Bittere erträgt man am besten mit einer Spur Ekstase.

Ob es das Getränk oder die irische Lebensart war, welche die Mülheimer Musiker von „Irish Coffee“ vor 23 Jahren zusammenbrachte, ist nicht überliefert. Hört man ihnen aber zu, spürt man die „Inselgefühle“ deutlich. Selbst wenn das für Irish-Folk-Bands obligatorische „Dirty Old Town“ auf ihrer neuen CD „Here’s to Ireland“ eben nicht von einer bierlaunig-schwankenden Männerstimme vorgetragen wird, sondern – originell und so noch nicht gehört – von zwei Frauen, die sich auf Waschbrettern schrubbend begleiten. „Saubere Leistung!“, möchte man da augenzwinkernd zustimmen.

Löffel und Glockenspiel

Ähnlich spielfreudig und oft mit hintergründigem Humor hat die siebenköpfige Band ihre Stücke arrangiert: Löffel, Glockenspiel, Rassel mischen sich mit den schon eher gewohnten Klängen der Harfe, Tin Whistle und der irischen Trommel Bodh­rán. Ihre Balladen, Jigs und Reels (schottische und irische Volkstänze) stammen aus dem reichhaltigen Schatz der Inselbewohner. Warum keine eigenen Stücke? „Wir sind nicht in Irland aufgewachsen“, sagt Bassist Jens Wusthoff, „das wäre irgendwie albern oder anmaßend darüber zu schreiben.“

Selbst, wenn etwa der deutsche Rappernachwuchs gerne so tut, als käme er geradewegs aus der Bronx – mit solcher Attitüde haben Irish Coffee nichts zu schaffen. Vier CDs in Eigenproduktion sind immerhin aus dieser Beute an traditionellen Stücken entstanden.

Die Gründungszeit ist eine Weile her, einzig Susanne Krämer ist von der ehemaligen Truppe geblieben, die der Musikschullehrer Bruno Szordikowski 1989 um sich scharte.

Mülheimer-Irish-Folk-Festival

Zehn Jahre später riefen die Iren aus Leidenschaft übrigens das erste Mülheimer-Irish-Folk-Festival ins Leben. So könnten sich Irish Coffee zumindest als die geistigen Väter oder Bahnbereiter von nicht wenigen Folk-Festivals in der Stadt fühlen. „Aber Festivals wie Burgfolk oder Castlerock gehen deutlich andere Wege in Richtung mittelalterliche Musik und Heavy Metal“, sieht Wusthoff auch Unterschiede, „die Musikszene für echten irischen Folk ist in Mülheim gar nicht so groß.“

Wusthoff stieß vor sechs Jahren zu der Truppe und ist mit Hartmut Klütz (Gesang, Gitarre, Rassel) das jüngste Mitglied. Seitdem sind die Arrangements auch „rockiger“ geworden. Vielleicht kein Wunder, denn Wusthoff kommt vom Rock. Seitdem, sagt er, sei auch das Stammpublikum jünger geworden. Hin und wieder touren die Musiker auch außerhalb von NRW. Auch eine Einladung in die Schweiz habe es mal gegeben. Der Hype um die grüne Insel, den die Band vor Jahren auch gespürt hat, ist schwächer geworden. „Nicht schlimm“, sagt Wusthoff dennoch, „wenn wir nicht groß rausgekommen sind. Die Konzerte, das Spielen machen einfach Spaß.“ Irish Coffee bleibt so ein süßes Hobby, neben dem Beruf.