Mülheim/Essen. Die MVG schützt ihre Busfahrer künftig mit Glas-Schutzscheiben vor renitenten, pöbelnden und prügelnden Fahrgästen. Tätliche Angriffe gegen das Personal haben in Mülheim und Essen zugenommen, so ein Unternehmenssprecher.
Die MVG schützt ihre Busfahrer und -fahrerinnen künftig mit Glas-Schutzscheiben von renitenten, pöbelnden und prügelnden Fahrgästen. Die 35 neuen Meoline-Busse, die ab Januar für Mülheim und Essen angeschafft werden, sind dann mit den nicht spiegelnden Sicherheits-Scheiben ausgerüstet. Alle Busse vom Baujahr 2008 an werden nachgerüstet. 2500 Euro kostet das pro Fahrzeug.
Vermehrte Übergriffe auf das Personal am Steuer machten diese Maßnahme notwendig, erklärte MVG-Sprecher Nils Hoffmann auf WAZ-Nachfrage und sprach von „schubsen, spucken, Schläge ins Gesicht”. Vermehrt werde roh oder derb reagiert, wenn etwa das Ticket nicht mehr gültig sei und der Fahrer dazu auffordere, ein neues zu lösen. „Solchen Auseinandersetzungen fühlen sich unserer Leute zunehmend hilflos ausgesetzt.” Dass die MVG (und die Essener EVAG) nun so reagieren müsse, sei „traurig, aber wahr”, sagte Hoffmann.
Übermannshohe Scheiben
Die Fahrerschutzscheiben seien übermannshoch, so dass nicht darüber gegriffen werden könne, der Fahrer sei zu sehen. Auf welchen Linien die aufgerüsteten Busse zuerst fahren würden, konnte Hoffmann noch nicht sagen. „Im Nachtexpress werden wir sie verstärkt einsetzen”, betonte er. Denn gerade nachts hätten es Busfahrer oft mit alkoholisierten, enthemmten, Fahrgästen zu tun.
Seit etwa vier Jahren, schätzt Nils Hoffmann, beklagen sich Fahrerinnen und Fahrer zunehmend auf den Belegschaftsversammlungen darüber, dass sie im Dienst drangsaliert würden. „Das können wir uns nicht bieten lassen”, so Hoffmann. Jeder Kollege, der sich gepeinigt fühle, sei einer zu viel. Dennoch, betont der MVG-Sprecher, sei der Nahverkehr – statistisch gesehen – der sicherste öffentliche Raum, bei dem sicherheitsrelevante Vorfälle insgesamt stagnierten oder auch leicht zurückgingen. Dennoch sage die Statistik eben auch: „Die Angriffe auf die Fahrerinnen und Fahrer nehmen zu.”
Kameras in Bussen und Bahnen
Wie bereits berichtet, werden auch alle Busse und Bahnen in Mülheim nach und nach mit Videokameras ausgerüstet. 80% der Busse sind inzwischen videoüberwacht, so Nils Hoffmann, bis Ende 2009 werden es alle sein. In Mülheim sind für die MVG 48 Busse unterwegs, in Essen für die EVAG 200.
Bis Ende 2010 sollen die Kameras auch in allen Mülheimer Bahnen nachgerüstet sein. Die Kameras überspielen ihre Bilder alle 36 Stunden. Drücke der Fahrer eine Taste, „wird für Polizei und Staatsanwaltschaft aufgezeichnet”, erklärte MVG-Sprecher Hoffmann.