Dortmund. Nach einem brutalen Überfall auf einen Passagier im Nachtexpress überlegen die Dortmunder Stadtwerke, ob künftig bewaffnete Sicherheitskräfte die Fahrgäste schützen sollen. Anlass: Ein 39-Jähriger hatte Zivilcourage gezeigt und ist dafür übel verprügelt worden.

Die Dortmunder Stadtwerke prüfen derzeit, ob sie die Servicekräfte auf den Nachtexpresslinien durch bewaffnete Sicherheitskräfte ersetzen lassen. Anlass für die Überlegungen ist ein brutaler Überfall dreier Schläger auf einen 39-jährigen Dortmunder. Er war in der Nacht zum 14. Februar vor einem Bus in Körne schwer verletzt worden.

Eine solche Brutalität sei zum Glück die Ausnahme und geschehe ganz, ganz selten, so Bernd Winkelmann, Sprecher der Stadtwerke. Man nehme den Fall allerdings zum Anlass, die Strategie in den Nachtexpress-Linien, die auf Deeskalation hinzielt, zu überprüfen. Ob durch eine Bewaffnung aus den Service- Sicherheitskräfte werden, werde man diskutieren. „Ob das die Fahrgäste aber wollen, ist doch fraglich”, betonte Winkelmann, zumal sich dieser Vorfall vorm Bus ereignet hat.

Schulter gebrochen, blaue Flecken und etliche Blutergüsse am ganzen Oberkörper, ein Schuhabdruck im Gesicht, Knie geprellt - „Schmerzen habe ich immer noch, werde noch einige Wochen darunter zu leiden haben”, so das Opfer Jochen B.. Ein Rucksackverband an der Schulter schränkt ihn in seiner Bewegungsfreiheit stark ein.

Dem Helfer half niemand

Ob er noch einmal mutig einschreitet? „Das weiß ich nicht, das kommt sicher auf die Situation an”, blickt er skeptisch. Er habe den vier Frauen nur helfen wollen, als diese aufs übelste von den drei Typen im Nachtexpress angemacht und bedrängt worden waren. In der Nacht zu Samstag, dem 14. Februar, sei das passiert, gegen 4.30 Uhr, auf der Fahrt von der Reinoldikirche in Richtung Brackel.

Er habe dem Trio lediglich gesagt „Jetzt ist aber Schluss, jetzt reicht's”. Er hätten ihnen gesagt, sie sollten auf ihre Wortwahl achten. So verhalte man sich Frauen gegenüber nicht. Die drei hätten zunächst dann auch Ruhe gegeben. Als er dann ausgestiegen sei, „bin ich unvermittelt in den Rücken getreten worden”, so der Dortmunder. Jochen B. stürzte, dann prasselten Tritte auf ihn ein. Er habe nur noch sein Gesicht geschützt. Irgendwie habe er es zurück in den Bus geschafft. In diesem Moment sei die Polizei gekommen, die der Busfahrer alarmiert hatte. Das Trio flüchtete. Doch einer der Schläger ließ seine Geldbörse zurück. Niemand schritt ein, keine Servicekraft, kein einziger Fahrgast im Bus.

„Das ganze Sache ist erst draußen so eskaliert”, erklärte DSW 21-Sprecher Bernd Winkelmann zu dem Vorfall. Weder Servicekräfte noch Busfahrer hätten etwas von den Dingen im Bus mitbekommen. „Draußen hat sich die Sache so schnell abgespielt, alles in ein, zwei Minuten.” Der Busfahrer habe unverzüglich die Polizei alarmiert. Die unbewaffenten Servicekräfte wären der Sache vor dem Bus auch nicht mehr Herr geworden.

Durch die Geldbörse konnte die Polizei einen Tatverdächtigen, einen 25-jährigen Dortmunder, ermitteln. Er soll am Dienstag angehört werden. „Wir haben zudem weitere Zeugen gefunden”, sagte Polizeisprecher Manfred Radecke. Nachdem die ihre Aussagen gemacht haben, werde man gucken, ob man gegen die DSW-Kräfte wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt.