Osterfeuer haben auch in Mülheim lange Tradition. Historikerin Barbara Kaufhold erklärt Osterbräuche

Denkt man an Osterbräuche, so kommt man – nach bunten Eiern und dem Osterspaziergang – auch auf Osterfeuer. Diese werden bis heute nicht nur in ländlichen Gebieten traditionell entzündet, sondern auch in einigen Kirchengemeinden.

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Dieser Osterbrauch hat eine lange Geschichte, weiß die Mülheimer Historikerin Dr. Barbara Kaufhold. „Die heilige Flamme wurde in der Feuerweihe feierlich entzündet,” so Kaufhold. „Die Gemeindemitglieder nahmen von diesem heiligen Feuer, um ihre gelöschten Herdfeuer neu zu entzünden.” Trotz moderner Elektroherde hat sich diese Tradition in der Osterliturgie bis heute gehalten „Viele nehmen das Licht aus der Osternacht auch mit nach Hause”, berichtet Wenner-Schlüter.

Schon in der vorchristlichen Zeit hatte das Feuer besondere Bedeutung, weiß Dr. Kaufhold. So sollte ein Feuer an bestimmten Tagen die Fruchtbarkeit der Felder fördern. „Am Funkensonntag und beim Johannisfeuer wurden brennende Holzscheiben an Berghängen hinabgerollt,” berichtet sie. In Bad Pyrmont (Lüdge) werden am Ostersonntagabend mannshohe Feuerräder entzündet und den „Osterberg” hinabgerollt. „Als Sinnbild der Sonnenscheibe soll dieses heidnisch-germanische Ritual die warmen Tage des Frühjahrs begrüßen,” berichtet die Homepage der Stadt.

Der Begriff Ostern wird von der germanischen Frühlingsgöttin Ostara hergeleitet. Die Christen feiern als Mittelpunkt des Kirchenjahres die Auferstehung Christi. Warum man mit dem Osterfest immer auch den Frühling begrüßt, kann die Historikerin Kaufhold erklären. Offizieller Frühlingsbeginn war traditionell, auch vor dem Christentum, die Tag- und Nachtgleiche am 21. März. „Im Konzil von Nizäa, 325 n. Chr., wurde dann festgelegt, dass Ostern stets auf dem ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond liegen soll,” erklärt sie. „Ostern ist ein bewegliches Fest, es ist frühestens am 22. März und spätestens am 25. April.”

Vor der gregorianischen Kalenderreform durch Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 sei der Neujahrsbeginn in der christlichen Welt stets auf den 21. März gefallen. „Weil nach dem julianischen Kalender ein Jahr um 0,0078 Tage zu lang war, hatte sich der Jahresbeginn im Laufe der Jahrhunderte immer weiter verschoben,” erklärt Kaufhold. „Erst nach der Kalenderreform feiern wir nun den Jahreswechsel Ende Dezember.” Zuvor war der Neujahrsbeginn auch Frühlingsbeginn – und welches Symbol kann den Beginn alles Lebens verdeutlichen? „Das kann nur das Ei,” so Kaufhold.

Hat sich die Tradition der Osterfeuer auch bis in die Neuzeit gehalten, so ist ein anderer Brauch weitgehend verschwunden: „Im Mittelalter gab es Osterspiele in den großen Kirchen, bei denen Szenen aus der Bibel nachgespielt wurden,” berichtet Dr. Kaufhold. „Das war eine echte Volksbelustigung, für die sogar eine eigene Musik komponiert wurde” - die Vorläufer der späteren Singspiele und Opern.