Mülheim. .
Der Wettbewerb am Pflegemarkt wird immer härter. Die Mülheimer Sozialholding bekommt dies kräftig zu spüren. Derzeit bemüht sich die Stadttochter, sich mit ihren drei Pflegeeinrichtungen – Haus Kuhlendahl, Haus Gracht und Haus auf dem Bruch – zu behaupten.
Das jährliche Defizit beläuft sich nach Angaben der Stadt auf rund zwei Millionen Euro. Doch dahinter, so der Chef der Beteiligungsholding Mülheim, Hendrik Dönnebrink, verbergen sich auch Fehler aus der Vergangenheit.
Viel zu lange habe man aus heutiger Sicht mit der Modernisierung der Häuser gewartet. Millionen müssen dort heute investiert werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Haus Kuhlendahl wird gerade unter erschwerten Bedingungen saniert. Die Sanierung dauert länger als erwartet, das bedeutet längere Zeit weniger Belegung, weniger Einnahmen.
Schwarze Zahlen brauchen Zeit
Ende des Jahres soll der erste Bauabschnitt fertig sein, Mitte des nächsten Jahres der zweite, wie der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Rainer Hartmann, erklärt. Er unterstreicht die Anstrengungen, wieder in die schwarzen Zahlen zu können, sagt aber auch, dass dies einige Zeit brauche.
Immer wieder tauchen in der Stadt Gerüchte auf, dass das Haus Gracht aufgegeben werden soll, auch dort müssten eines Tages hohe Summen in die Erneuerung gesteckt werden. „Eine Aufgabe von Haus Gracht ist zurzeit nicht beabsichtigt, nicht einmal ein Thema“, betont Hartmann. Auch der von einigen in der Mülheimer Politik befürchtete Verkauf der Sozialholding steht nicht zur Debatte, versichert Dönnebrink, er sagt allerdings auch: „Wir behalten auf jeden Fall zwei Häuser, beim dritten beobachten wir den Markt.“
Pflegeaufwand muss über Monate nachgewiesen werden
Der hat sich deutlich gewandelt. Die Verweildauer in den Häusern geht immer weiter zurück. Die Konkurrenz ist immer größer geworden. Und: „Wer ins Pflegeheim kommt, hat meist die Pflegestufe I, muss aber nach Stufe III betreut und gepflegt werden. Unterm Strich macht so jedes Haus hohe Verluste“, beklagt Dönnebrink eine Misere, die im System steckt. Bis ein Bewohner, die erforderliche Pflegestufe erhalte, müsse über Monate der Pflegeaufwand nachgewiesen werden.
Die städtischen Heime genießen in der Pflegequalität einen guten Ruf. Die Stadttochter zahlt auch nach dem Tarif Öffentlicher Dienst, damit mehr als viele private Anbieter. Doch erstattet bekommt die Stadttochter von der Pflegeklasse den höheren Tarif nicht. „Wir machen eigentlich das, was alle fordern, nämlich gute Pflege auch vernünftig zu vergüten und schaden uns dabei finanziell selbst.“ Für den Chef der Beteiligungsholding ist dies höchst ärgerlich.
Keine Doppelspitze mehr
Der Druck, unter dem die Einrichtungen stehen, zeigt sich auch daran, dass man sich wieder vom zweiten Geschäftsführer getrennt hat. Heinz Rinas ist jetzt alleiniger Geschäftsführer, gilt in der Branche als erfahrene und kompetente Kraft. Stefan Mühlenbeck, ursprünglich alleiniger Chef der Sozialholding, wechselte auf den verwaisten Chefsessel der Job-Service GmbH. Die vor zwei Jahren installierte Doppelspitze bei der Sozialholding hatte für einigen Wirbel gesorgt: Warum, so wunderte sich mancher im Rat, braucht eine so kleine Gesellschaft unter den Bedingungen zwei Chefs?