Mülheim. Pflegeexperten aus dem Evangelischen Krankenhaus wollen bei der Versorgung von Wundpatienten mit vielen Beteiligten zusammenarbeiten.
Wer daran leidet, spricht nicht gerne darüber: Chronische Wunden schmerzen nicht nur, sie nässen auch und können unangenehm riechen. Werden solche Wunden wie etwa ein so genanntes offenes Bein nicht optimal versorgt, sind die Patienten oft auch nicht in der Lage, ein normales Leben zu führen, soziale Kontakte zu halten.
In der Krankenpflege hat sich in der Technik der Wundversorgung viel getan, was den Patienten das Leben mit der Erkrankung leichter machen kann. Seit gut vier Jahren kümmern sich besonders geschulte Mitarbeiter am Ev. Krankenhaus um das Thema „modernes Wundmanagement“. Sie wollen ihre Erfahrungen nicht für sich behalten, sondern gründeten zum Jahresbeginn das so genannte „Wundnetzwerk“, um auch Patienten, die das Krankenhaus verlassen haben, eine nahtlose Weiterversorgung zu ermöglichen.
Ganzheitliche Betrachtung des Patienten
Eine Arbeitsgruppe aus Pflegeexperten und Therapeuten trifft sich regelmäßig einmal im Monat mit Vertretern aus Pflegeheimen, um sich auszutauschen. Gern sähe die Gruppe auch Vertreter der niedergelassenen Ärzte, ambulante Pflegedienste, Orthopädische Schuhmacher, Sanitätshäuser, Ernährungsberater und anderer professionell an der Wundversorgung Interessierter in ihrem Kreis, denen es nicht nur um einen Pflasterwechsel, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten geht.
Ob offene Beine, der Diabetiker-Fuß oder Druckgeschwüre: Es geht dabei natürlich vor allem um die Versorgung der Wunde selbst. Moderne, nicht klebenden Wundauflagen, Tamponaden oder Spülungen können dem Patienten einen komfortablen Verband bescheren. Der nötige Verbandswechsel kann damit erleichtert werden und muss vielleicht sogar weniger häufig durchgeführt werden.
Heilungsprozess ist oft noch nicht abgeschlossen
Denn wenn auch das Ziel ist, dass sich die Wunde wieder schließt, so muss der betroffene Mensch inzwischen mit der Erkrankung leben können. Häufig ist der Heilungsprozess noch nicht abgeschlossen, wenn ein Patient das Krankenhaus verlässt. Das Wundnetzwerk soll dazu beitragen, dass der Patient auch ambulant optimal weiterversorgt wird. Einen Überleitungsbogen bekommt jeder Patient ohnehin vom EKM mit auf den Weg.
„Wir sind hier“, sagt EKM-Pfleger und Wundexperte Martin Motzkus selbstbewusst, „für jede Art von Wunden gewappnet“. Erfahrungen, die man (mit)teilen möchte. Etwa über den erhöhten Energiebedarf der Wundpatienten. „Die müssten eigentlich essen wie die Bauarbeiter“, erklärt Motzkus. Aber das könnten viele der Senioren eben nicht mehr, deshalb seien viele von ihnen auch unterernährt. Wunden zehren, Wundpatienten könnten einen Kalorienbedarf von 3500 bis 5000 kcal pro Tag haben. „Die Patienten benötigen eventuell sogar Infusionen“, so Motzkus.
Auch der gut informierte Patient könne viel zu seiner Heilung beitragen, seine Lebensqualität erhöhen, das wissen die Wundexperten.