Mülheim.

Ein Paar mittleren Alters wurde gestern Mittag am Wasserbahnhof vom Blitz getroffen. Die Frau befindet sich in einem sehr kritischen Zustand, wie es heißt. Sie trug schwerste Verbrennungen davon, es besteht Lebensgefahr. Sie wurde zunächst von den Rettungskräften ins Uni-Klinikum nach Essen gebracht, wenig später in eine Spezialklinik. Der Mann kam ins Evangelische Krankenhaus in Mülheim. „Es war schrecklich“, schildern Augenzeugen das Unglück.

Unwetter erreichte gegen 12 Uhr Mülheim

Das Unwetter erreicht gegen 12 Uhr am Sonntag Mülheim. Am Witthausbusch hat gerade das „Ruhrsommer Ferienabschlussfest“ begonnen. Viele Kinder haben sich mit ihren Eltern dort versammelt, als ein Vertreter der Stadt auf der Bühne per Lautsprecher die Unwetterwarnung durchgibt und alle auffordert, das Fest zu verlassen.

Am Wasserbahnhof findet zu der Zeit ein großer Trödelmarkt statt. Vor und hinter der Brücke sind Stände aufgebaut, an der Anlegestelle warten Menschen auf die Weiße Flotte, andere sitzen draußen auf der Terrasse oder schlendern am Ufer entlang. Mit dem einsetzenden Regen flüchten viele Besucher unter die Schirme, unters Vordach des Wasserbahnhofs oder ins Haus. Es habe dann ein Blitz eingeschlagen, der die Gegend extrem erhellte, der Donner sei wie eine Explosion gewesen, schildert Tobias Volkmann, der dort die Gastronomie betreibt. Jener Blitz trifft das Paar, das sich draußen am Wasserbahnhof befindet. Beide brechen zusammen. Ringsherum sind die Menschen geschockt, zücken die Handys, rufen Hilfe. Volkmann rennt ins Haus und holt den Defibrillator zur Wiederbelebung, eine Besucherin kennt sich damit aus, soll auch erste Hilfe geleistet haben. Um 12.06 Uhr geht der erste Alarm bei der Feuerwehr ein: „Mehrere Menschen vom Blitz getroffen und ohnmächtig“, heißt es da. Rettungswagen und der Notarzt fahren sofort raus. Auch der Trödelmarkt wird umgehend aus Sicherheitsgründen vom Ordnungsamt der Stadt abgebrochen.

Der Notarzt findet die Frau bewusstlos vor, es beginnen umgehend Reanimierungsmaßnahmen: Lebensgefahr. Der Mann ist ansprechbar, seine Atmung funktioniert noch, aber auch er muss ins Krankenhaus. Ein dritte Person hat das Bewusstsein verloren, vermutlich vor Aufregung.

Blitzschlag gehört zum Lebensrisiko

Neben dem getroffenen Paar stand eine Metalllaterne, als Blitzableiter wirkte sie nicht. Auch der angrenzende große Baum, an dem das Paar wohl Schutz gesucht hatte, wurde nicht getroffen. Warum, fragte sich nicht nur Tobias Volkmann, war zum Trödelmarkt kein ständiger Rettungsdienst vor Ort – eben für solche Fälle. „Da kommen Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen.“ Der Markt, so Stadtsprecher Volker Wiebels, sei von einem erfahrenen Veranstalter geplant und durchgeführt worden, alle Auflagen wurden erfüllt. Zu denen gehörte allerdings kein Sanitäts- oder Rettungsdienst: Dies, so Wiebels, sei erst bei Veranstaltungen ab 5000 Personen zwingend vorgeschrieben. Diese hohe Besucherzahl sei am Wasserbahnhof bei weitem nicht zu erwarten gewesen. „So furchtbar das Unglück auch ist, ein Blitzschlag gehört zum Lebensrisiko.“