Mülheim. .

Die Zypresse ist ein Baum voller Symbolik – sie steht für Trauer und Tod, „ist aber auch ein Lebensbaum“, weiß Steinbildhauermeister Christoph Gabriel. Für das Grabmal „Zypressenallee“, das auf dem Speldorfer Friedhof steht, gewann der Wittener nun einen Preis: die Silbermedaille beim bundesweiten Gestaltungswettbewerb Grabzeichen, ausgelobt vom Landesinnungsverband des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks Baden Württemberg.

Für die letzte Ruhestätte soll es mehr sein, als nur ein Namensschild. Eine Witwe aus Mülheim hat den Stein für das Grab ihres verstorbenen Mannes bei Christoph Gabriel in Auftrag gegeben. Und sich damit für ein Unikat entschieden: Es besteht aus italienischem Sandstein und trägt das Motiv einer Zypressenallee.

"Der Erste am Treffpunkt"

Im Fluchtpunkt öffnet sich ein Durchbruch und vervollständigt so das Bild des Vorangegangenen, „den man jenseits eines bestimmten Ortes wieder sieht“, erklärt der Grabmal-Designer. Darunter steht der Spruch „Le Premier au Rendezvous“, „der Erste am Treffpunkt“ – ein Satz, der tröstet und Hoffnung auf ein Wiedersehen weckt.

„Es steckt viel Persönliches in diesem Stein“, verrät Gabriel. Dieses Grabmal herzustellen war ein langer Prozess. Zunächst kam die Kundin mit einer Idee zu ihm. „Ich habe ihre Gedanken dann weiter gedacht und ausgebaut“, erinnert sich der 51-Jährige. „Am Anfang spricht man mit den Kunden über den Verstorbenen.

Emotionale Ausnahmesituation

Dann kristallisiert sich heraus, welche Eigenschaften er hatte, welche Stellung er in der Familie einnahm, was ihm wichtig war.“ Dann erarbeite er einen Entwurf, der zum Geschmack des Kunden, aber auch in den Rahmen des Friedhofs passt.

Gerade wegen der individuellen Gestaltung der Grabsteine kommen Kunden zu Christoph Gabriel in sein Atelier nach Witten. Wenn Hinterbliebene einen Stein für einen geliebten Menschen aussuchen müssen, befinden sie sich in einer emotionalen Ausnahmesituation. Vergleichbar sei dies mit dem Kauf eines Hochzeitskleids: „Man kann sich etwas von der Stange kaufen, oder maßschneidern lassen“, erklärt Christoph Gabriel.

Zunehmende Gestaltungsarmut

Ohnehin „leiden viele Friedhöfe unter zunehmender Gestaltungsarmut.“ Es dominiere gängige Handelsware auf den Gräbern. Steine, auf denen oft nur noch ein Familienname stehe. Ein solches Grabmal „von der Stange“ sage nicht viel über den Verstorbenen oder die Hinterbliebenen aus, findet er. „In einem individuell gefertigten Stein stecken ja auch Geheimnisse, die Verstorbene und Hinterbliebene miteinander teilen.“ Dabei sei die maßgeschneiderte Variante nicht viel teurer als ein industriell hergestellter Stein: „Man kann sich ja ein preisliches Limit setzen – da ist für jeden Geldbeutel was dabei.“