Mülheim. .

Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den fristlos gekündigten ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Mülheimer Easy Software AG laufen auf Hochtouren. Ihm wird vom börsennotierten Unternehmen Untreue vorgeworfen.

Nach ersten Erkenntnissen der Gesellschafter soll dem Unternehmen durch ein ausgeklügeltes System mit Scheinrechnungen ein Schaden in sechsstelliger Euro-Höhe zugefügt worden sein.

Wie berichtet, hatte der Aufsichtsrat von Easy Software am 28. Juni den Vorstandsvorsitzendenden der Aktiengesellschaft, Gereon Neuhaus, kurzerhand vor die Tür gesetzt. Bereits eine Woche zuvor hatte der Aufsichtsrat Strafanzeige gegen Neuhaus gestellt, wegen Verdachts der Untreue.

Unregelmäßigkeiten bei Zahlungsvorgängen

Dem internen Controlling im Haus waren nach Aussage von Aufsichtsrat und Anteilseigner Manfred A. Wagner, einem in Oberhausen tätigen Geschäftsmann aus Mülheim, gravierende Unregelmäßigkeiten bei Zahlungsvorgängen aufgefallen.

Die Staatsanwaltschaft Essen ist eingeschaltet, hat ihr Ermittlungsverfahren aber noch nicht abgeschlossen und schweigt daher zur Frage nach bisher gewonnenen Erkenntnissen. Die Easy Software AG selbst hat einen Wirtschaftsprüfer damit beauftragt, die Bücher zu studieren und von Neuhaus in den vergangenen eineinhalb Jahren getätigte Geschäfte zu durchleuchten.

Zu hohe Rechnungen

Den Abschlussbericht erwartet Wagner, der rund 27 % der Anteile am Unternehmen hält, vor der nächsten Aufsichtsratssitzung Ende September. Im WAZ-Gespräch gab er nun Details zu den Vorwürfen bekannt. Easy Software wirft Neuhaus vor, „regelmäßig zu hohe Rechnungen“ für fremdvergebene Software- und Beratungsleistungen gestellt zu haben.

Auftragnehmerin sei stets ein und dieselbe Firma aus Gladbeck gewesen; einen Namen nannte Wagner nicht. Die in den „Scheinaufträgen“ aufgeführten Leistungen seien nie erbracht worden, sagt er. Ein solches Vorgehen sei mittlerweile auch vom Wirtschaftsprüfer bestätigt.

Widerspruch gegen fristlose Kündigung

Neuhaus wirft der Aufsichtsrat vor, auf beschriebene Weise systematisch Geld aus dem Unternehmen gezogen zu haben – nicht im Paket, sondern als gestückelte und daher weniger auffällige Posten durchgebucht. Im Raum steht eine Summe „deutlich im hohen sechsstelligen Bereich“. Für Wagner ist es nun an der Staatsanwaltschaft aufzuklären, in welchen Teilen sich die Geschäftspartner an den veruntreuten Geldern bereichert hätten. Noch unklar sei auch, wer der Gegenpart von Neuhaus im Gladbecker Unternehmen sei.

Für Wagner besteht nach eigener Aussage kein Zweifel an einem strafbaren Verhalten des im Juni vor die Tür gesetzten Vorstandsvorsitzenden. Neuhaus habe zwar gegen die fristlose Kündigung Widerspruch eingelegt, doch sei man nach den bisherigen Erkenntnissen „sehr sicher, dass das Gericht ihn ablehnen wird.“