Es gibt viele lohnenswerte Angebote an klassischer Musik in unserer Stadt – aber wer sind die Besucher? Zumeist doch gut situierte Erwachsene, die sich zuvor intensiv mit dem Thema Klassik befasst haben.
Kinder finden den Weg zur klassischen Musik oft nur dann, wenn die Eltern Konzertfreunde sind. Wenn nicht, dann bleibt ihnen dieses Kapitel Musikgeschichte häufig für immer fremd. Das will das Dezernat für Schule, Jugend und Kultur mit Hilfe von Konzertpädagogin Dr. Ulrike Schwanse und Schirmherr Dr. Hans Christoph von Rohr ändern. Schon zum dritten Mal fand deshalb ein Familienkonzert statt, das mit zwei ausverkauften Vorstellungen im Theatersaal der Stadthalle ein voller Erfolg wurde.
„Der Karneval der Tiere“ des Komponisten Camille Saint-Saens ist aber auch ein buntes, spannendes Stück für Kinder – und eignete sich so vorzüglich für dieses Projekt. Da stampfen die Elefanten, die Esel schreien ihr I-Ah, der Kuckuck im dunklen Wald steht im Gegensatz zu den quirligen Vögeln in einer Voliere. In manchen Abschnitten parodiert Saint-Saens gar andere Komponisten wie Rossini, weshalb er dieses Stück auch Zeit seines Lebens nicht offiziell herausgeben wollte. Erst nach seinem Tod wurde es veröffentlicht und seitdem ebenso oft wie gern gespielt und gehört.
Nach Angaben der Stadt beteiligten sich stolze 65 Prozent der Mülheimer Grundschulen und Förderschulen am Projekt „Familienkonzert“. Mehrere Monate hatten die Kinder geübt: Tanz, Schauspiel, Instrumente. Auch selbstgemalte Bilder aus dem Schulunterricht wurden in das Stück, gespielt von professionellen Musikern wie dem Orchester Collegium Musicale und den Pianisten Darja Babuschkina und Shushan Hunayan, eingebunden.
So werde sicher „bei einer Reihe von Kindern der Wunsch entstehen, auch ein Instrument lernen zu wollen“, hoffen die Veranstalter.
Aber allein die Tatsache, dass den Kindern die Musik vertrauter geworden ist, dass sie sich gründlich mit dem Komponisten und dem Stück beschäftigt haben und so einen Zugang zu klassischer Musik finden konnten, macht die Organisatoren schon glücklich. Die teilnehmenden Kinder brachten ihre Familien, Eltern und Geschwister, mit zu der Vorstellung und so muss die Begeisterung der Sprösslinge den Eltern nicht unverständlich bleiben: Sie können an diesem Ereignis teilhaben.
Ulrike Schwanse findet, „dass Kultur gemeinsam mit den Eltern und Geschwistern erlebt werden soll und so im Familienleben verankert wird“. Das Konzept ging auf: Zwei Mal war die Stadthalle zum Bersten voll: Viele Mülheimer, die sonst eher nicht in ein klassisches Konzert gegangen wären, bekamen so eine lebendige Kostprobe dieses Musikstiles.
Nach den Stücken der beiden vergangenen Jahre, „Eine abenteuerliche Flussfahrt“ und „Musikalische Kinderspiele“, darf man gespannt sein, was im nächsten Jahr auf dem Spielplan steht. Die Veranstalter sollten dann vorsichtshalber aber mindestens drei Vorstellungen einplanen.