Mülheim. .

Nur noch fünf Tage bis zum Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-WM. Die Deutschen verteidigen ihren Titel im eigenen Land, und wenn alles glatt geht, treten sie am Abend des 17. Juli im Finale an. Die Gelegenheiten zum Public Viewing sind überschaubar, es gibt sie aber, auch in Mülheim.

Allen voran hält das Franky’s im Wasserbahnhof die Fahne hoch: Im Biergarten, wo rund 500 Fans Platz finden und schon so manche Fußballschlacht geschlagen wurde, stehen Großleinwand, Beamer und Grill auch dieses Mal bereit. Hier wird am kommenden Sonntag um 15 Uhr mit Frankreich gegen Nigeria das Frauenturnier eröffnet.

Geplant sei, alle Spiele zu übertragen, sagt Franky’s-Betreiber Richard Reichenbach, wenn nicht widriges Wetter dem Vorhaben Grenzen setzt. Bei Nieselregen sei die Freiluftveranstaltung allerdings noch kein Problem, und falls es gießt, könnte eine kleinere Gesellschaft vor der Leinwand im Bistro zusammenkommen. Für das Team im Wasserbahnhof ist das öffentliche Gucken der Frauen-WM ein Experiment, bei dem man vorher nicht weiß, welchen Anklang es findet. „Das wird sich bei den ersten Spielen zeigen“ – auch, ob es so hoch her geht, dass wie im Vorjahr zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen geboten sind.

Public-Viewing in der Innenstadt zu kostenintensiv

Bei der Männer-WM 2011 hatte die Stadionstimmung zeitweilig ihren Preis: Polizei rückte im Mannschaftsbus an, Sanitäter und Feuerwehrleute waren vor Ort, zudem engagierte das Franky’s eigene Security-Kräfte. Ein Aufwand, mit dem dieses Mal eher nicht gerechnet wird.

Erst recht ruhig bleiben wird es in der Innenstadt, der Müga oder der Rhein-Ruhr-Sporthalle. Die Stadtmarketing Gesellschaft MST hatte sich schon 2010 vom Public Viewing verabschiedet und setzt diese Linie mit gleicher Begründung fort: „Es wäre zu kostenintensiv“, erklärt Bernd Westhoff, Abteilungsleiter für Veranstaltungen, „wir haben die Mittel nicht zur Verfügung.“ Allein mit der Miete einer LED-Leinwand käme man in den fünfstelligen Bereich, pro Tag. Und Eintrittsgeld könnte man kaum erheben. „Es rechnet sich also nur, wenn Sie am Getränkeumsatz beteiligt sind.“ Gleichwohl findet es Westhoff „sehr schade, dass das Thema Frauenfußball nicht wahrgenommen wird“.

Bedauern ist auch im Forum City zu hören, aus dem Mund von Eberhard Uhl, Assistent des Centermanagers. Denn eigentlich sollte die Fifa-WM hier inszeniert werden wie im Vorjahr, als Großleinwand und Minitribüne zum öffentlichen Fußballgucken einluden. „Unsere Deko,“ so Uhl, „war extra so gemacht, dass wir sie dieses Jahr noch einmal verwenden können.“ Aber nun befinde sich die Mall mitten im Umbau, das Public Viewing müsse daher ausfallen. „Es geht leider nicht. Tut uns wirklich sehr leid.“

Bescheidenes Interesse an Frauen-WM

Zu den Aussteigern wider Willen gehört auch der Pfarrer und Fußballanhänger Michael Manz, in dessen Friedenskirche 2010 die Leinwand den Altarraum einnahm und die Hände zum Himmel gingen. Das Interesse am Frauenturnier, merkte Manz, ist vergleichsweise bescheiden. Er selber will sich die wichtigsten Spiele aber anschauen und verspricht: „Falls die deutsche Mannschaft im Endspiel steht, werde ich es in der Kirche auf jeden Fall zeigen.“

Zwei andere evangelische Gemeinden geben unterdessen ihre Teilnahme am Public Viewing bekannt. Im Gemeindezentrum August-Schmidt-Straße 19 laufen alle Spiele mit deutscher Beteiligung ab der Hauptrunde. Ebenso öffnet das Gemeindezentrum an der Aktienstraße 136 seine Türen für Trikotträger(innen): Hier kann man bereits die drei Vorrundenbegegnungen der deutschen Frauen sehen: am 26. Juni gegen Kanada, am 30. Juni gegen Nigeria, am 5. Juli gegen Frankreich.

Zeit für einen Soundcheck mit der alten Vuvuzela.