Mülheim. .

Während Fußballfans in Nachbarstädten gemeinsam die Deutschlandfahne schwenken, sucht man in Mülheim vergeblich nach größeren Public-Viewing-Veranstaltungen. „Schade“ hört man von vielen jüngeren Leuten.

Einzig das Franky’s im Wasserbahnhof überträgt die Spiele der WM unter freiem Himmel in seinem Biergarten. Aber eine Freiluft-Fanmeile – warum gibt’s das nicht in Mülheim? „Es liegt schlicht und einfach am Geld“, gibt MST-Geschäftsführerin Inge Kammerichs zu. „Wir haben es kalkuliert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sich eine Fanmeile nicht rechnet.“ Mindestens 25 000 Euro pro Tag müsste die Stadtmarketing- und Tourismus-Agentur investieren. „Alleine eine LED-Leinwand kostet 15 000 Euro am Tag“, so Inge Kammerichs. Die Kosten für Technik und Sicherheitsdienst sind da noch nicht mit eingerechnet.

Etwa 4000 Menschen müssten in die Innenstadt kommen und Eintritt zahlen, um die Kosten zu decken – bei schlechtem Wetter wäre das kaum zu schaffen. In Zeiten klammer Stadtkassen ließe sich so eine kostspielige Fanmeile eben nicht finanzieren.

Schlechte Erfahrungen

In der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle habe man bei der vergangenen WM zudem schlechte Erfahrungen mit dem Massengucken gemacht. „Damals kam es zu Ausschreitungen.“ Daher hat die MST jegliche Public-Viewing-Pläne zumindest für diese Weltmeisterschaft ad acta gelegt.

Auch im Ringlokschuppen hat man sich von der Idee des Rudelguckens verabschiedet. „Neben Logistik- und Kostengründen passt es einfach nicht in unser Programm“, erklärt Sprecherin Christine Klingbeil. „Bei uns laufen den ganzen Sommer über Theater-Veranstaltungen, die mit dem Public-Viewing kollidieren würden.“ Auch der logistische Aufwand für ein gemeinsames Gucken in der Müga sei zu groß. „Man bräuchte Sicherheitskontrollen, Absperrungen und eine große Leinwand – das können wir in dieser Größenordnung nicht bieten.“

Auf Nummer Sicher

An der Freilichtbühne geht der Betreiber ebenfalls auf Nummer Sicher und verzichtet auf ein offizielles Public-Viewing. „Der Kostenaufwand ist zu hoch“, meint Stephan Bevermeier von der Regler-Produktion. „Man weiß nie, wie weit unsere Mannschaft kommt oder wie das Wetter mitspielt.“ Die Logistik müsse aber bereits Wochen vorher vorbereitet, finanziert und organisiert werden. „Das Risiko ist einfach zu groß, dass man am Ende auf den Kosten sitzen bleibt.“

Einnahmen aus einer Freiluft-Fußball-Fete zu ziehen, sei zudem nicht einfach: Sobald die Zuschauer Eintritt zahlen, müsse der Veranstalter das Public Viewing gegen eine Lizenzgebühr bei der Fifa anmelden. „Und dann“, weiß Bevermeier, „wird’s richtig teuer.“