Gladbeck. .

Supermarkt statt Kirche: Der Discounter Lidl will auf dem Grundstück der Pauluskirche in Gladbeck bauen.

Wo heute noch die Pauluskirche steht, könnten in zwei Jahren Kunden des Dicounters Lidl ein- und ausgehen. So zumindest ist die Planung der Evangelischen Kirche für das Gelände an der Roßheidestraße. „Aber wir haben die Kirche nicht geschlossen, weil Lidl kommt“, rückt Wilfried Allkemper, Geschäftsführer der Ev. Kirche, das Bild zurecht. Was deutlich macht: Die Verantwortlichen wissen um die Brisanz dieser Entscheidung.

Abriss einer Kirche

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    Doch auch die Braucker evangelischen Christen wissen: Der Presbyteriumsbeschluss zur Schließung und Aufgabe der Pauluskirche, die älteste im Stadtgebiet, ist nicht neu, wurde bereits vor fünf Jahren gefasst. „Ein schmerzhafter, aber notwendiger Entschluss“, sagt Pfarrer Uwe Lorenz und verweist auf immer weniger Kirchgänger und die zurück gehende Mitgliederzahl. Die schrumpfte von 13.000 im Jahr 1965 auf aktuell noch 4.400 in ganz Gladbeck.

    Allein in Brauck sind es pro Jahr 100 weniger. Zwei der drei Kirchen in dem Stadtteil wurden deshalb aufgegeben. Zuerst die Versöhnungskirche, die vor wenigen Wochen erst abgerissen wurde, dann 2005 die Pauluskirche. Seitdem suchte man nach einer Lösung für das leer stehende Gotteshaus. Eine alternative Verwendung kam kaum in Frage, weil Feuchtigkeit die Bausubstanz irreparabel beschädigt hat. Und nachdem sich die Pläne für die Errichtung des Braucker Begegnungszentrums an dieser Stelle zerschlagen haben, blieb keine andere Wahl, so Allkemper.

    Denn durch den Verkauf des Grundstücks an den Discounter Lidl kann der Pauluskindergarten (jetzt drei Gruppen) direkt daneben nicht nur erhalten, sondern mit einem Teil des Erlöses umfangreich ausgebaut werden. Eine weitere Gruppe sowie mehr Platz für die Betreuung Unter-Dreijähriger werden so geschaffen. „Wir bleiben als Evangelische Kirche präsent an diesem Standort und auch der andere evangelische Kindergarten in Brauck, Löwenzahn an der Breuker Straße, wird um eine Gruppe erweitert“, betont Allkemper.

    Bedenken im Bauausschuss

    Für die Ansiedlung des Discounters muss der Bebauungsplan in dem Bereich geändert werden, die Politik muss dem Vorhaben also zustimmen. Das ging bei der ersten Vorstellung im Bau- und Planungsausschuss diese Woche allerdings nicht glatt über die Bühne. Bedenken wurden geäußert, nicht wegen des Supermarkts an Stelle der Kirche,

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    sondern aus Sorge um eine Überversorgung mit Lebensmittelläden in dem Bereich und einem möglichen Leerstand als Folge. Schließlich hat gerade erst Aldi mit einer Niederlassung eine Nahversorgungslücke an der Roßheidestraße geschlossen.

    Lärmschutzfragen wegen des Parkplatzes in Richtung Kindergarten und der nächtlichen Anlieferungszeiten für den Supermarkt in Bezug auf die Anwohner wurden ebenso geäußert wie die Frage nach Emissionen. Ob man den Kindergarten nicht ausbauen und die Kirche abreißen, und dann erst nach einer Nutzung für das Gelände suchen könne, wurde gefragt.

    Die Antwort von Kirchmeister Peter Konzels: „Es ist ein Glück, dass Lidl das ganze Grundstück kaufen will. Das Geld brauchen wir für den Umbau des Kindergartens“.