Gestern standen die „Girls” hinter den Werkbänken und schnupperten in eher typische „Männerberufe” hinein

So richtig passen Lana, Tabea, Lisa, Clara und ihre Mitschülerinnen nicht ins Bild. Schick geschminkt, Fingernägel gefeilt und lackiert und mit modischer Kleidung bilden sie durchaus einen Kontrast zu den hinter den Werkbänken arbeitenden Jungs in Blaumännern. Dennoch, auch im Bildungszentrum von Vallourec & Mannesmann Tubes (V&M) „stehen die Frauen ihren Mann”, wie Ausbilder Horst Schumacher weiß.

Bei der Feuerwehr, im Max-Planck-Institut für Kohlenforschung und dem für Bioanorganische Chemie, in einem KFZ-Betrieb – in zahlreiche Betriebe und Unternehmen durften die „Girls” gestern zum Girls' Day den ganzen Tag über hinein schnuppern, erhielten so einen Einblick in eher mädchenuntypische Männerberufe. „Ausführlich erklärt”, „unglaublich viel gesehen”, lautet das Fazit der Sechs, die bei V&M die Ausbildungsberufe Elektronikerin, Industrie-, Konstruktions- und Zerspanungsmechanike-rinnen kennenlernten. „Wir wollen natürlich Nachwuchs rekrutieren, auch weiblichen. Vor Jahren war kein einziges Mädchen unter den Bewerbern. Jetzt haben wir drei Stellen mit Frauen besetzt. Sie lockern ja auch die Gemeinschaft auf”, erläutert Schumacher. Sehr wissbegierig seien die „Girls” gewesen, an der Arbeit interessiert – nur die Frage nach dem Verdienst sparten sie sich bis zum Schluss auf. „Brutto zwischen 600 und 700 Euro, plus 30 Tage Urlaub”, macht Schumacher den Mädchen eine Ausbildung schmackhaft. Die reißen die Augen auf und überlegen, ob sie nicht von ihren ursprünglichen Berufswünschen als Architektin oder Reiseverkehrsfrau auf diesen „Männerberuf” umschwenken sollen.

„Vielen Mädchen ist gar nicht bewusst, welche Unternehmen es hier gibt, was man sich unter den Berufen vorstellen kann”, erklärt Sekine Günes, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, nur einen Hintergrund des Girls' Days. Trotz durchschnittlich besserer Schulabschlüsse und Noten entscheiden sich Mädchen häufig für Berufe wie Verkäuferin oder Friseurin. Alle 200 Plätze, besonders die bei der Feuerwehr, waren begehrt. „Wir bilden mit 19 Azubis seit Jahren über Bedarf aus. Doch auch bei uns bewerben sich nur sehr wenig Damen”, sagt RWW-Sprecher Ulrich Schallwig. Auch im Siemens-Werk war das Interesse groß, dort machte man aus dem Girls' einen Childrens Day, lud auch Jungs ein. Von 120 Bewerbern konnten nur 40 das Werk besichtigen.

„Man muss nicht immer topgestylt zur Arbeit gehen”, meint die 17-jährige Jennifer Beckedahl, die derzeit ein Praktikum bei V&M absolviert und sich auf ihre Ausbildung zur Industriemechanikerin freut. Dass sie den ganzen Tag einen Blaumann trägt, sich mitunter schmutzig macht, stört sie nicht. Nur dass ihr ab und zu ein Fingernagel abbricht, findet sie schon ärgerlich – da ist sie ehrlich.